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Herzlich willkommen, Professor Mitchell Dean!

Im Sommersemester begrüßt das Historische Seminar der Universität Erfurt vier renommierte internationale Gastwissenschaftler*innen. Einer von ihnen ist Prof. Dr. Mitchell Dean. Der australische Soziologe kommt von der Copenhagen Business School und hat wesentlich dazu beigetragen, die sogenannte Gouvernementatlitätsforschung auf den Weg zu bringen. Auf Einladung von Prof. Dr. Jürgen Martschukat ist er nun als Mercator-Fellow in Erfurt, um gemeinsam mit der Forschungsgruppe "Freiwilligkeit" zu arbeiten.

Professor Mitchell Dean

Für Mitchell Dean ist es nicht der erste Aufenthalt in der Thüringischen Landeshaupt. Bereits 2019 war er für hier, um einen Vortrag zu halten und einen Workshop zu besuchen. "Es hat mir schon damals sehr gut gefallen", erinnert er sich. "Aber das war im Winter und nun kann ich mit Gewissheit sagen, ich bevorzuge doch Erfurt im Frühling." Worauf er sich am meisten freut, wollen wir wissen. Dean muss nicht lange überlegen: "Ganz klar, auf den Austausch mit Nachwuchswissenschaftler*innen hier in Erfurt. Und natürlich möchte ich die Stadt weiter erkunden und die Umgebung für mich entdecken."

Mitchel Dean wird die Zeit aber vor allem nutzen, um wieder tiefer in seine Forschung einzusteigen, nachdem er die vergangenen vier Jahre ein Institut der Copenhagen Business School mit 130 Wissenschaftler*innen geleitet hat. "Das ist spannend, aber da gibt es natürlich viel zu organisieren und weniger Zeit für meine wissenschaftliche Arbeit", berichtet er. Eines seiner aktuellen Forschungsthemen ist die so genannte "Soziologie der Wahrheit", die sich mit der Art und Weise befasst, wie das, was wir für wahr halten, in verschiedenen sozialen und politischen Praktiken auftaucht. Ein hochaktuelles Thema in Zeiten von "Desinformation", "Fake News" und deren Folgen. Darüber hinaus untersucht der Soziologe die Art der Wahrheitsproduktion, die in den Theorien und Kritiken in den Geistes- und Sozialwissenschaften ab den 60er-Jahren auftaucht, und wie sie durch Sozialwissenschaftler und politische Akteure infrage gestellt wurde. "Generell würde ich meine Arbeit zwischen politischer Soziologie und Gesellschaftstheorie ansiedeln", erklärt Prof. Dean. "Mein großes Anliegen war es über viele Jahre hinweg, über das Wesen des Regierens als eine Form der Macht und seine Beziehung zu anderen Konzepten und Formen der Macht, insbesondere der Souveränität, nachzudenken. Ich denke, die Geschichte dieser Konzepte offenbart ihre gegenseitige Verflechtung - nicht nur ihre Variation und unterschiedlichen sozialen Formen, sondern auch ein gewisses Maß an Kontinuität, zumindest in dem, was wir als 'westliche' Denkweisen betrachten. Sie zeigt auch, dass ein wesentlicher Teil ihrer Begriffsgeschichte in der Theologie verankert ist. Und das interessiert mich nach wie vor." Außerdem werde er in Erfurt Vorträge von Kolleg*innen besuchen, an Workshops teilnehmen und auch an den ebenfalls an der Forschungsgruppe "Freiwilligkeit" beteiligten Universitäten in Jena und Oldenburg selbst Vorträge halten.

Mitchell Dean sagt: "Ich freue mich auf die Arbeit und darauf, mit den Kolleginnen und Kollegen vor Ort dazu in den Austausch kommen." Wir sagen: "Herzlich willkommen!"