Mit dem Preis werden herausragende wissenschaftliche Arbeiten gewürdigt, die neue Impulse zur gesellschaftlichen Verantwortung in digitalen Öffentlichkeiten liefern. Die Auszeichnung soll dabei die Sichtbarkeit herausragender Forschungsergebnisse zu den Folgen der Digitalisierung, zu gesellschaftlichen Transformationsprozessen und zu medienethischen Fragen fördern.
„Vielen Nutzerinnen und Nutzern fällt es immer schwerer, Information und Desinformation auseinanderzuhalten. Deshalb braucht es Lösungswege, die Desinformationskampagnen nicht nur erkennen, sondern sie auch entkräften können. Der Hans Bausch Mediapreis ist ein Beitrag zur Stärkung der Medienkompetenz in einer digitalen Welt, in der Fakten und Fakes oftmals verschwimmen“, erklärt dazu SWR Intendant Professor Kai Gniffke.
Dr. Regina Cazzamatta erhielt den Preis für ihren Artikel „The Content Homogenization of Fact-Checking Through Platform Partnerships: A Comparison Between Eight Countries“. Darin untersucht sie den Einfluss von Social-Media-Plattformen auf Faktencheck-Organisationen und die daraus folgenden Konsequenzen: „Fake News, Desinformation, Social-Media-Inhalte, die Wahlen beeinflussen, und Populismus im Netz sind Themen, denen sich immer mehr Faktenchecks widmen, also Formate, die falsche Informationen aufdecken und gegebenenfalls widerlegen. Dabei ist ein weltweiter Trend hin zur Überprüfung von Social-Media-Inhalten und -Gerüchten, das sogenannte Debunking, zu beobachten, bei dem vor allem internationale Ereignisse im Fokus stehen. Gleichzeitig nehmen Faktenchecks zu Aussagen von Politiker*innen und Personen in der Öffentlichkeit ab. Das liegt unter anderem daran, dass große Plattformen, wie z.B. Meta, Partnerschaften mit Faktencheck-Organisationen auf der ganzen Welt abschließen und für verifizierte Artikel auf ihren Plattformen bezahlen. Für kleinere Faktencheck-Organisationen stellen sie außerdem KI-Tools zur Verfügung. KI-Tools, die vor allem für den englischsprachigen Raum entwickelt wurden“, sagt Dr. Regina Cazzamatta. Dies könnte eine Homogenisierung der Faktencheck-Inhalte verstärken, glauben Fachleute. Debunking habe aber nicht nur mit den Plattform-Partnerschaften zu tun: Entscheidend seien auch nationale Unterschiede, zum Beispiel in Politik oder Mediensystem. Um all dies besser zu verstehen, untersuchte Regina Cazzamatta Faktencheck-Inhalte aus acht Ländern in Europa und Lateinamerika. „In Lateinamerika ist das Pressesystem weniger stark entwickelt, öffentlich-rechtlichen Rundfunk gibt es nicht. Deshalb sind die Sozialen Medien für viele Menschen ihre Haupt-Nachrichten-Quelle“, weiß die Wissenschaftlerin. Doch was bedeutet das für Faktencheck-Organisationen und den Einfluss von Plattformen? „In Lateinamerika werden mehr Social-Media-Inhalte geprüft. Das ist auch sinnvoll, weil in diesen Ländern die Wahrscheinlichkeit groß ist, auf Desinformation zu stoßen“, erläutert Cazzamatta und erinnert daran, dass der Konzern META Anfang des Jahres die Kooperation mit Faktencheck-Organisationen in Amerika gekündigt hat. „Setzt sich das weltweit fort, könnte in Ländern mit einem weniger entwickeltem Pressesystem nicht nur das Fortbestehen von Faktencheck-Organisationen bedroht sein, es könnte auch demokratische Systeme insgesamt maßgeblich beeinflussen.“