| Philosophische Fakultät, Historisches Seminar, Forschung, Veranstaltungen

Über die Moral in der geschichtswissenschaftlichen Forschung

Die Forschungsgruppe "Freiwilligkeit", in der Wissenschaftler*innen der Universitäten Erfurt, Jena und Oldenburg zusammenarbeiten, veranstaltet unter dem Titel "Moral History" im Dezember einen Workshop auf den Campus der Universität Erfurt. Darin wird es um Fragen der Moral in der geschichtswissenschaftlichen Forschung gehen.

In diesem Rahmen lädt die Forschungsgruppe zu zwei öffentlichen Veranstaltungen in den Forschungsbau "Weltbeziehungen" ein: Benjamin Möckel von der Universität Göttingen spricht in seinem Vortrag am Donnerstag, 4. Dezember, um 18 Uhr über "Ökonomien der Moral. Konsum als moralische Praxis in der Moderne". 

Und am Freitag, 5. Dezember, geht es bei einer Podiumsdiskussion um die Frage, ob Historiker*innen als reflexives moralisches Subjekt die neue “Normalität” darstellen oder diese Perspektive als eine neue Herausforderung für sie zu verstehen ist. Hintergrund ist der Befund, dass die akademische Forschung aktuell erneut unter politischer Beobachtung steht. Wissenschaftler – insbesondere in den Geisteswissenschaften –, die sich kritisch mit der historischen Vergangenheit auseinandersetzen und nicht-westliche oder marginalisierte Perspektiven in den Vordergrund rücken, sehen sich nicht selten dem Vorwurf der “ideologischen Voreingenommenheit” oder “Identitätspolitik” ausgesetzt. Wie kann sich die Geschichtswissenschaft auf diese Herausforderung vorbereiten? Gehen Werte und Moral zwangsläufig der historischen Wissensproduktion voraus, wenn wir anerkennen, dass Wahrheit und Objektivität diskursiv produzierte und historisch bedingte Kategorien sind? Sollten Historiker tiefer über ihre parteiischen Perspektiven nachdenken? Oder stellt die Anerkennung persönlicher, politischer und moralischer Werte in ihrer Arbeit ein berufliches Risiko dar?

Die von Jürgen Martschukat (Universität Erfurt) moderierte Podiumsdiskussion mit Tania Al Hashimi (University of Oxford), Meike Katzek (Universität Erfurt) und Alexander Stöger (Universität des Saarlandes) wird sich diesen Fragen aus drei verschiedenen Perspektiven nähern: Zunächst soll die Geschichte des Historikers als (reflexives) moralisches Subjekt untersucht werden und die Frage, wie Moral, Tugenden und Laster in der Geschichtswissenschaft in der Vergangenheit konstituiert, umstritten und instrumentalisiert wurden. Zweitens wird es um die historische Fallstudie der Wissenschaftskriege gehen, um Vorwürfe der “ideologischen Voreingenommenheit” zu historisieren, die in den 1990er-Jahren gegen kritische Wissenschaftsstudien erhoben wurden. Drittens wendet sich die Diskussion aktuellen Fragen zu, wie sich Historiker*innen im gegenwärtigen politischen Klima positionieren können. Wie können wir unsere Forschung beispielsweise auf der bedingungslosen Anerkennung der Menschenrechte aufbauen und dennoch ihre Historizität anerkennen?

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Beginn ist um 10 Uhr im Seminarraum des Forschungsbaus "Weltbeziehungen" (Raum C19.00.02_03). Um Anmeldung per E-Mail an fg.freiwilligkeit@uni-erfurt.de wird gebeten.

Ansprechpartnerin:

Wissenschaftliche Koordinatorin der DFG-Forschungsgruppe "Freiwilligkeit"
(Historisches Seminar)
C19 – Forschungsbau „Weltbeziehungen“ / C19.01.01
Sprechzeiten
nach Vereinbarung per E-Mail
zur Profilseite

Sie befinden sich im News-Bereich des Historischen Seminars.

Weitere Meldungen, Pressemitteilungen sowie aktuelle Themen finden Sie auf den "Aktuelles"-Seiten der Universität Erfurt.