Professur für Globalgeschichte

Karte Land-Wasser-Verteilung der Welt

Globalgeschichte verweist auf ein wachsendes Forschungsfeld, das vielfältige Themen sowie methodische Debatten und theoretische Positionierungen einschließt. Das Interesse gilt zunächst Verflechtungen und Transfers zwischen den Weltregionen, der Geschichte bestimmter Phänomene in ihren unterschiedlichen Kontexten und globalen Bezügen sowie Prozessen der Globalisierung und Repräsentationen von Globalität. Häufig eint die verschiedenen Ansätze der Versuch, ältere eurozentrische Formen der Weltgeschichtsschreibung zu überwinden und die Bedeutung nichteuropäischer Regionen – auch für die Geschichte Europas – historiographisch in den Fokus einer neu zu denkenden „Allgemeinen Geschichte“ zu rücken.

Im Rahmen einer engen Kooperation und im Austausch mit Vertreter:innen der Area Histories liegen die Schwerpunkte unserer Forschung im Bereich der neueren Wissenschafts- und Wissensgeschichte, in der Imperial- und Kolonialgeschichte sowie in der Internationalen Geschichte, die wir globalhistorisch zu wenden suchen. Methodisch sind wir an Fragen der Praxeologie, der Raum- und Kartographiegeschichte, der Visuellen Geschichte sowie historischer Maßstäblichkeit interessiert.

Aktuelles


Veranstaltungen und Lehre im Wintersemester 2025/2026

Das Forschungskolleg Transkulturelle Studien startet mit seinem neuen Programm ins Wintersemester 2025/2026. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, an den Veranstaltungen der Tuesday Talks und dem Forschungsseminar Mappings teilzunehmen. Bitte melden Sie sich hierfür unter folgender E-Mail-Adresse an: fkts.gotha@uni-erfurt.de

Programm Tuesday Talks | Programm Mappings

Das neue Lehrprogramm für das Wintersemester 2025/2026 kann im Vorlesungsverzeichnis auf E.L.V.I.S. eingesehen werden. Die einzelnen Lehrveranstaltungen der Professur für Globalgeschichte können Sie ebenso hier einsehen.

Blog "Mapping Africa and Asia"

Begleitend zum Forschungs- und Digitalisierungsprojekt "Kartographien Afrikas und Asiens (KarAfAs)" (2021–2023) wurde unter der Leitung von Dr. Claudia Berger ein Projektblog ins Leben gerufen, um herausragende Fundstücke sowie erste Ergebnisse der Erschließung zu dokumentieren. Das Projekt und die Digitalisierung wurden Anfang 2023 erfolgreich abgeschlossen. Die Forschung zu den Afrika- und Asienkarten der Sammlung Perthes wird jedoch weiterhin fortgesetzt. Um diese Arbeit sichtbar zu machen, wird der Blog seit 2024 unter neuer Herausgeberschaft von Albert Feierabend und Florian Balbiani am Forschungskolleg Transkulturelle Studien weitergeführt.

Zum Blog “Mapping Africa and Asia”

Neueste Beiträge:

  • Müller, Sara, The Black Triangle. German Colonialism in Oceania and the Hunt for Gutta-Percha, in: Mapping Africa and Asia, 18.08.2025, https://karafas.hypotheses.org/8553.
  • Feierabend, Albert, Workshop: “The Ethiopian Pillow” – Towards a New Cultural Mapping of Headrests, in: Mapping Africa and Asia, 07.08.2025, https://doi.org/10.58079/14aon.
  • Nauheim, Tobit, From Fieldwork in Japan to Print: The Reciprocal Relationship between Johannes Justus Rein and the Perthes Publishing House, in: Mapping Africa and Asia, 01.07.2025, https://doi.org/10.58079/148zf.

Laufende Forschungsprojekte

Freiwilligkeit, Dekolonisation, Geschlecht. Frauenbewegung und Citizenship im (post-) kolonialen Ghana

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) wird die Forschungsgruppe "Freiwilligkeit" in einer zweiten Förderphase weiter unterstützen. Seit 2020 beschäftigen sich die Wissenschaftler:innen der Gruppe mit Freiwilligkeit als politische Praxis in Geschichte und Gegenwart über räumliche und epochale Grenzen hinweg.

Auch Prof. Dr. Iris Schröder und die Globalgeschichte werden in der 2. Förderphase mit einem neuen Teilprojekt aus dem Bereich der historischen Afrikaforschung vertreten sein: Unter dem Titel "Freiwilligkeit, Dekolonisation, Geschlecht. Frauenbewegung und Citizenship im (post-)kolonialen Ghana" soll unter anderem beleuchtet werden, wie im Übergang von der spätkolonialen Indirect Rule zur Postkolonie freiwilliges Tun und Mittun geschlechtsbezogen gefasst wurde. Damit fragt das Projekt spezifisch nach der Partizipation und freiwilligen Teilhabe von Frauen sowie den Gendered Practices während dieser Transformationszeit. Es befindet sich in der Vorbereitung.

Poster 2. Förderphase    

Newsmeldung: Forschungsgruppe "Freiwilligkeit" geht in die 2. Förderphase

Geographie und Politik zwischen Nordostafrika und Europa. Selbstzeugnisse als Zugang zu einer relationalen Wissensgeschichte

Karte Petermann Ost-Afrika

Das Forschungsprojekt fokussiert Reisen von Europa nach Nordostafrika vor der kolonialen Landnahme. Es untersucht naturkundlich-geographisches und politisches Raumwissen anhand ausgewählter, auf Reisen angefertigter Texte und fragt nach den unterschiedlichen Akteuren, den Formen und Inhalten kollaborativer Wissensproduktion und damit nach den Genealogien sozialer und politischer Räume vor Ort. Das Projekt stützt sich auf in der Sammlung Perthes (Forschungsbibliothek Gotha) überlieferte Notizen, Tagebücher, Berichte, Briefe und kartographischen Arbeiten, die aus der Region nach Gotha gelangten, und verknüpft globalhistorisch informierte, wissensgeschichtliche Ansätze mit Selbstzeugnisforschung... mehr

Bild: © August Petermann, Entwurf einer Karte. Ost-Afrika zwischen Chartúm & dem rothen Meere bis Sauakin & Massua, 1:1.000.000, Gotha 1860/61, SPK 40.19.01 C (01), Sammlung Perthes der Forschungsbibliothek Gotha

Einblicke in die laufende Forschung

Filmvorführung und Workshop "Unsilenced Voices"

Vom 15. bis 16. Dezember 2025 fand der Workshop “Unsilenced Voices. Women's Voluntary Activism in (Post)Colonial Scoieties” statt. Dabei ging es um Freiwilligkeit und Aktivismus von Frauen in Ghana und andere (post)koloniale Kontexte. Die Veranstaltung wurde von Gifty Nyame Tabiri, eine Projektmitarbeiterin des Teilprojekts “Freiwilligkeit, Dekolonisation und Geschlecht” organisiert.

Der Workshop befasste sich mit freiwilligem, politischem Aktivismus von Frauen in (post-)kolonialen Gesellschaften. Vor allem weibliche Aktivistinnen mussten sich mit sich verändernden Vorstellungen von Weiblichkeit und Staatsbürgerschaft auseinandersetzen, um ihren eigenen Weg für sozialen und politischen Wandel zu finden. Welche Bemühungen gab es, um dies zu erreichen? Wo und wann haben bestimmte Praktiken (post-)koloniale Gesellschaften herausgefordert? Wie groß war der Handlungsspielraum der Frauen? Sowohl der Dokumentarfilm als auch der Workshop nutzten Oral History, vielfältige weitere historische Quellen und aktuelle Forschungsperspektiven, um diese Fragen zu diskutieren, sowohl für die postkoloniale Geschichte Westafrikas als auch in anderen globalen Kontexten.

Am Montag, den 15. Dezember 2025, von 18:30 bis 21:00 Uhr, brachten Kate Skinner, Professorin für afrikanische Geschichte an der Universität Bristol, und Akosua Adomako Ampofo, Professorin für African and Gender Studies an der Universität Ghana, den Teilnehmer:innen die Fragen des Workshops über den Dokumentarfilm “When Women Speak” nahe. Beide haben das Forschungsprojekt, das dem Film zugrunde liegt, ins Leben gerufen.  Am Dienstag, den 16. Dezember 2025, von 10:00 bis 15:00 Uhr, wurde die Diskussion mit Perspektiven auf weitere Forschungsprojekte und aufschlussreiche Quellen unter dem Thema “Voluntariness, Women’s Activism and (Post) Colonial Narratives” vertieft.

Verzerrte Weltkarten: Neues "WortMelder"-Interview mit Prof. Dr. Iris Schröder

Sie ist uns seit frühester Kindheit vielen von uns vertraut und war lange Zeit aus dem Geografie-Unterricht in der Schule kaum wegzudenken: die Weltkarte mit ihren Meeren und Kontinenten. Was dabei viele nicht wissen: Die Karte ist verzerrt dargestellt.

Warum das so ist, das erklärt Prof. Dr. Iris Schröder in einem neuen Beitrag im Forschungsblog "WortMelder" der Universität Erfurt. Die Historikerin ist Leiterin des Forschungskollegs Transkulturelle Studien / Sammlung Perthes an der Universität Erfurt und forscht seit vielen Jahren an und mit Karten. 

Zum WortMelder-Beitrag

Workshop & Vortrag mit Dr. Takele Merid Afessa (Addis Ababa University)

Vom 22. bis zum 29. Juni 2025 durften wir Dr. Takele Merid Afessa, Direktor des Institute of Ethiopian Studies der Addis Ababa University an der Universität Erfurt willkommen heißen.

Am 24. Juni 2025 veranstaltete das Forschungskolleg Transkulturelle Studien in Gotha einen Workshop sowie einen Abendvortrag mit Dr. Takele. Der Workshop, der in Zusammenarbeit mit SCIFA Science Facilitation und dem Kooperationsprojekt „Kulturtechniken des Sammelns“ stattfand, widmete sich dem Thema „The Ethiopian Pillow: Towards a New Cultural Mapping of Headrests – An Interventionist Approach“. Der erste Teil der Veranstaltung fand in der Sammlung Perthes statt und lotete das Potenzial historischer Karten und Reiseberichte für die Erforschung von Headrests aus. Im zweiten Teil des Workshops folgten nach kurzen Impulsvorträgen eine Hands-on-Session, in der die Materialität und Praxeologie der Headrests im Mittelpunkt standen.

In seinem Vortrag „Rethinking the Ethnological Collection of the Institute of Ethiopian Studies: Questions, Challenges and Suggestions“ setzte sich Takele Merid Afessa mit den ethnografischen Sammlungen des Institute of Ethiopian Studies in Addis Abeba auseinander. Er beleuchtete dabei nicht nur deren historische und kulturelle Dimensionen, sondern auch die Herausforderungen, die sich bei ihrer Erhaltung und Präsentation ergeben. Im Mittelpunkt stand die Frage nach möglichen Ansätzen und neuen Zugängen für den Umgang mit der Sammlung.

Die Veranstaltung wurde in Kooperation mit SCIFA Science Facilitation (Berlin–Gotha), Kolumba, dem Kunstmuseum des Erzbistums Köln, und dem Kooperationsprojekt „Kulturtechniken des Sammelns“ (Erfurt–Gotha) organisiert.

Bericht zum Workshop

13. Kartengeschichtliches Kolloquium

Vom 9. bis 10. Mai 2025 fand das 13. Kartengeschichtliche Kolloquium am Forschungskolleg Transkulturelle Studien in Gotha statt. Die regelmäßig stattfindende Veranstaltung bietet Wissenschaftler:innen – insbesondere in der Qualifizierungsphase – ein Forum, um Projekte zur kulturgeschichtlichen Kartographie vom Mittelalter bis zur Zeitgeschichte zu präsentieren und methodische Ansätze laufender Arbeiten zu diskutieren.
Das zweitägige Kolloquium, das interdisziplinär und transepochal ausgerichtet war, umfasste neben den Fachvorträgen und Diskussionen auch einen Besuch der Sammlung Perthes in der Forschungsbibliothek Gotha. Organisiert wurde die Veranstaltung von Ingrid Baumgärtner (Kassel), Christoph Mauntel (Osnabrück), Ute Schneider (Essen), Martina Stercken (Zürich) und Iris Schröder (Erfurt).

Gefördert wurde das Kolloquium vom Freundeskreis der Forschungsbibliothek Gotha e. V. sowie vom Referat Forschungs- und Nachwuchsförderung der Universität Erfurt.

Workshop "Unmapping Africa"

Vom 05. bis 07. März 2025 fand am Forschungskolleg Transkulturelle Studien ein Workshop zum Thema "Trust and Distrust in the Un/Mapping of Africa" statt. Der Workshop versammelte internationale Wissenschaftler:innen, um die europäische Praxis des "Unmapping" des afrikanischen Kontinents kritisch zu hinterfragen und neu zu bewerten. Hierzu war auch ein Besuch der Sammlung Perthes geplant, deren wertvolle Bestände an Briefen, Skizzen und handgezeichneten Karten in die Diskussion integriert werden sollten. Diese Materialien sollten nicht zuletzt dazu beitragen, historischen Kartierungspraktiken und deren Zusammenhang mit dem "Unmapping" näher zu bestimmen. Wissenschaftler:innen aus verschiedenen Disziplinen und Institutionen haben hierzu die Rolle von Beglaubigungs- und Glaubwürdigkeitspraktiken im Kontext des "Unmapping" Afrikas diskutiert. Ziel des Workshops war es, einen Dialog zwischen europäischen und afrikanischen Forscher:innen zu initiieren.

Organisiert wurde der Workshop von Iris Schröder (Universität Erfurt), Dominic Keyßner (Universität Erfurt) und Petter Hellström (Universität Uppsala). Unterstützt wurde er durch die Riksbankens Jubileumsfond zur Förderung der Geistes- und Sozialwissenschaften sowie durch Prof. Dr. Michael Wildt, der den wissenschaftlichen Austausch zwischen afrikanischen und europäischen Forscher:innen fördert, insbesondere zwischen der Universität Erfurt und der Universität Mekelle.

Neuerscheinungen

Framke, Maria, Between Empire and Nation: South Asian Humanitarianism in the Late Colonial Period, Cambridge 2025. 

Between Empire and Nation is a comprehensive history of South Asian humanitarian aid in the context of armed conflicts in the colonial period. Adopting an international and transnational approach, the book focuses on relief initiatives from the First World War to the Second World War and the early post-war years. Through five case studies, this book offers new insights into the history of volunteer societies and non-state organisations in British India. It enhances readers’ understanding of late colonial public and political activism on the Indian subcontinent. The book makes a significant contribution to the global history of humanitarianism, offering a nuanced understanding of the subject. This is achieved through an in-depth, context-sensitive exploration of relief work in a non-Western setting, focusing on the significance of Indian actors for the development of a transnational civil society.

This book was published by Cambridge University Press in December 2025. 

Müller, Sara, Zeugen des Kolonialismus Ethnographische Objekte und die deutsche Vergangenheit in Ozeanien, Bielefeld 2025.

Die Verstrickungen zwischen ethnographischen Objekten und dem deutschen Kolonialismus sind längst kein Geheimnis mehr. Der Einfluss wissenschaftlicher Expeditionen auf die Aneignung von Objekten ist hingegen weniger bekannt. In den Jahren 1912 und 1913 erforschte die Kaiserin-Augusta-Fluss-Expedition die Sepik-Region in Deutsch-Neuguinea. Anhand ausgewählter Objektbiografien aus der Ethnologischen Sammlung in Göttingen und mithilfe der historischen Provenienzforschung betrachtet Sara Müller den gesamten Kontext der Aneignung der Objekte. Sie werden so zu Zeugen von wirtschaftlicher Ausbeutung, politischen Interessen, Gewalt gegen Menschen sowie der Logistik und dem Umgang mit Objekten in deutschen Sammlungen im 20. Jahrhundert.

“Zeugen des Kolonialismus” ist im November 2025 im transcript Verlag erschienen.