Professur für Globalgeschichte

Karte Land-Wasser-Verteilung der Welt

Globalgeschichte verweist auf ein wachsendes Forschungsfeld, das vielfältige Themen sowie methodische Debatten und theoretische Positionierungen einschließt. Das Interesse gilt zunächst Verflechtungen und Transfers zwischen den Weltregionen, der Geschichte bestimmter Phänomene in ihren unterschiedlichen Kontexten und globalen Bezügen sowie Prozessen der Globalisierung und Repräsentationen von Globalität. Häufig eint die verschiedenen Ansätze der Versuch, ältere eurozentrische Formen der Weltgeschichtsschreibung zu überwinden und die Bedeutung nichteuropäischer Regionen – auch für die Geschichte Europas – historiographisch in den Fokus einer neu zu denkenden „Allgemeinen Geschichte“ zu rücken.

Im Rahmen einer engen Kooperation und im Austausch mit Vertreterinnen und Vertretern der Area Histories liegen die Schwerpunkte unserer Forschung im Bereich der neueren Wissensschafts- und Wissensgeschichte, in der Imperial- und Kolonialgeschichte sowie in der Internationalen Geschichte, die wir globalhistorisch zu wenden suchen. Methodisch sind wir an Fragen der Praxeologie, der Raum- und Kartographiegeschichte, der Visuellen Geschichte sowie historischer Maßstäblichkeit interessiert.

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Aktuelles

Aktuelle Stipendienausschreibungen / Call for Applications:
  • Initialisierungsstipendien für Postdoktorandinnen im Rahmen des „Professorinnenprogramms des Bundes und der Länder“ sowie des „Thüringer Programms zur Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchskünstlerinnen“ (bis 27. März 2024)
  • Initialization Scholarship for female post-doctoral researchers funded by the “Female Professor Programme of the State and the Federal States” and the “Thuringian Programme for Funding of Young Female Academics and Artists” (Deadline: March 27, 2024)
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FAMILIENPLANUNG. NUM Familienplaner Vorlesungen Frauen auf die Verwendung von Verhütungsmitteln Geräte in einem Dorf in der Nähe von Neu-Delhi, Indien, 1968. Quelle: Granger Historical Picture Archive / Alamy Stock Foto.

Lehrprogramm für das Sommersemester 2024

Das neue Lehrprogramm für das Sommersemester 2024 kann im Vorlesungsverzeichnis auf E.L.V.I.S. eingesehen werden. Die Globalgeschichte bietet folgende Lehrveranstaltungen an:

  • Maria Framke: Gender und Development im Globalen Süden im 20. Jahrhundert (BA)
  • Sarah Frenking: Antisemitismus. Global- und geschlechtergeschichtliche Perspektiven (BA)
  • Reiner Prass: Reiseerfahrungen. Schreiben während wissenschaftlicher Reisen und über sie im 18. und 19. Jahrhundert (MA)
  • Iris Schröder: Karten – Wissen – Grenzen: ein Forschungsseminar zur Sammlung Perthes (MA)
  • Iris Schröder: Mappings: Historische Wissensforschung und neue Kartographiegeschichte (MA)
  • Anja Werner: Barrierearme Lehr- und Lernformate erproben (StuFu)

Bild: INDIEN: Familienplanung. NUM Familienplaner Vorlesungen für Frauen zur Verwendung von Verhütungsmitteln Geräte in einem Dorf in der Nähe von Neu-Delhi, Indien, 1968. Quelle: Granger Historical Picture Archive / Alamy Stock Foto.

Blog "Mapping Africa and Asia" mit neuen Herausgebern

Begleitend zum Forschungs- und Digitalisierungsprojekt "Kartographien Afrikas und Asiens (KarAfAs)" (2021-2023) wurde unter der Leitung von Dr. Claudia Berger der englischsprachige Projektblog "Mapping Africa and Asia" eingerichtet. Dort wurden der Fortschritt und wichtige Ergebnisse des Projekts präsentiert. Das Projekt und die Digitalisierung wurden Anfang 2023 erfolgreich abgeschlossen, zu den Afrika- und Asienkarten der Sammlung Perthes wird aber weiter geforscht. Auch diese Forschung soll weiterhin sichtbar gemacht werden, weshalb der Blog ab 2024 unter neuer Herausgeberschaft von Albert Feierabend und Florian Balbiani am Forschungskolleg Transkulturelle Studien weitergeführt wird. Neue Beiträge werden in regelmäßigen Abständen veröffentlicht.

Neues Editorial des Blogs "Mapping Africa and Asia"

Neue Forschungsprojekte

Freiwilligkeit, Dekolonisation, Geschlecht. Frauenbewegung und Citizenship im (post-) kolonialen Ghana

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) wird die Forschungsgruppe "Freiwilligkeit" in einer zweiten Förderphase weiter unterstützen. Seit 2020 beschäftigen sich die Wissenschaftler*innen der Gruppe mit Freiwilligkeit als politische Praxis in Geschichte und Gegenwart über räumliche und epochale Grenzen hinweg.

Auch Prof. Dr. Iris Schröder und die Globalgeschichte werden in der 2. Förderphase mit einem neuen Teilprojekt aus dem Bereich der historischen Afrikaforschung vertreten sein: Unter dem Titel "Freiwilligkeit, Dekolonisation, Geschlecht. Frauenbewegung und Citizenship im (post-)kolonialen Ghana" soll unter anderem beleuchtet werden, wie im Übergang von der spätkolonialen Indirect Rule zur Postkolonie freiwilliges Tun und Mittun geschlechtsbezogen gefasst wurde. Damit fragt das Projekt spezifisch nach der Partizipation und freiwilligen Teilhabe von Frauen sowie den Gendered Practices während dieser Transformationszeit. Es befindet sich in der Vorbereitung.

Poster 2. Förderphase    

Newsmeldung: Forschungsgruppe "Freiwilligkeit" geht in die 2. Förderphase

Geographie und Politik zwischen Nordostafrika und Europa. Selbstzeugnisse als Zugang zu einer relationalen Wissensgeschichte

Karte Petermann Ost-Afrika

Das Forschungsprojekt fokussiert Reisen von Europa nach Nordostafrika vor der kolonialen Landnahme. Es untersucht naturkundlich-geographisches und politisches Raumwissen anhand ausgewählter, auf Reisen angefertigter Texte und fragt nach den unterschiedlichen Akteuren, den Formen und Inhalten kollaborativer Wissensproduktion und damit nach den Genealogien sozialer und politischer Räume vor Ort. Das Projekt stützt sich auf in der Sammlung Perthes (Forschungsbibliothek Gotha) überlieferte Notizen, Tagebücher, Berichte, Briefe und kartographischen Arbeiten, die aus der Region nach Gotha gelangten, und verknüpft globalhistorisch informierte, wissensgeschichtliche Ansätze mit Selbstzeugnisforschung... mehr

Bild: © August Petermann, Entwurf einer Karte. Ost-Afrika zwischen Chartúm & dem rothen Meere bis Sauakin & Massua, 1:1.000.000, Gotha 1860/61, SPK 40.19.01 C (01), Sammlung Perthes der Forschungsbibliothek Gotha

Hidden Histories: Frauen in ländlichen Entwicklungsprogrammen in Indien, c. 1920–1966

Das Projekt widmet sich Beiträgen indischer Frauen zu ländlichen Aufbauprogrammen von etwa 1920 bis 1966 und folgt dabei der Forderung, Gender als Analysekategorie in die Geschichte von Entwicklung einzubeziehen. Das Ziel des Projektes ist es, die Rolle von Frauen in der Gestaltung und Umsetzung von staatlichen und nichtstaatlichen ländlichen Entwicklungsprojekten in Indien in den Schlüsselbereichen Gesundheit, Bildung und Existenzsicherung zu untersuchen und auf diese Weise die Prozesse von Entwicklung und Staatsbürgerschaft neu zu erfassen... mehr

Bild: INDIEN: FAMILIENPLANUNG. NUM Familienplaner Vorlesungen Frauen auf die Verwendung von Verhütungsmitteln Geräte in einem Dorf in der Nähe von Neu-Delhi, Indien, 1968. Quelle: Granger Historical Picture Archive / Alamy Stock Foto.

Einblicke in die laufende Forschung

Global Networks, Local Pioneers in/aus Südasien

Im Februar 2023 fand der zweitägige Workshop „Global Networks, Local Pioneers: Gendered Perspectives on social activism, work and political engagement in and from South Asia" in Delhi statt. Der Workshop wurde gemeinsam von Fritzi-Marie Titzmann (RePLITO) und Maria Framke (DFG-Projekt „Hidden Histories") in Kooperation mit dem TM5 Module „The Challenge of Gender" des ICAS:MP organisiert. Erste Ergebnisse des Workshops in Form von Essays und eines Workshop-Report können im Knowledge Archive von Replito eingesehen werden. Mit ihrem Essay gewährt Dr. Maria Framke von der Universität Erfurt Einblick in ihre Forschung:

Women's role in postcolonial nation state building: Krishnabai Nimbkar and the question of rural development in and beyond India

Äthiopische Stipendiaten zu ihrer Arbeit in der Sammlung Perthes interviewt

Seit 2014 betreibt die Professur für Globalgeschichte eine intensive Kooperation mit der Universität Mekelle in Äthiopien. Auch aktuell arbeiten Doktoranden der Universität Mekelle in Gotha an ihren Promotionen, wofür sie die zahlreichen Bestände an Äthiopienkarten in der Sammlung Perthes nutzen und täglich neue Entdeckungen machen. "WortMelder" hat die am Forschungskolleg Transkulturelle Studien Gotha/Sammlung Perthes arbeitenden äthiopischen Wissenschaftler zu ihren Forschungsvorhaben, ihren Erfahrungen mit den Beständen der Sammlung Perthes und dem Studienort Gotha interviewt. Die interessanten Berichterstattungen finden Sie hier:

Interview mit Zegeye Woldemariam Ambo

Interview mit Fesseha Berhe Gebregergis

Interview mit Samuel Kidane Haile

Podcast mit Dr. Bodie Ashton

Anfang September 2022 war Dr. Bodie Ashton zu Gast bei der BBC Podcastserie "You're Dead to Me". Er hat sich zusammen mit dem Gastgeber Greg Jenner und dem Schauspieler Stephen Fry über Friedrich II. ("den Großen") unterhalten.
Podcast mit Dr. Bodie Ashton

Ebenfalls Anfang September 2022 gewann Dr. Ashton den ersten Diversity & Inclusion Prize der German History Society (UK), mit einem Aufsatz über das Leben der trans Frau Liddy Bacroff, die in den 1930ern in Hamburg wohnte und letzendlich vom NS-Regime getötet wurde.
Weitere Informationen zu Liddy Bacroff finden Sie hier:
Vortrag in München im Rahmen der Ausstellung "TransVision" mit Unterstützung des Forum Queeres Archiv München e.V. sowie des AmerikaHauses München.
Dr. Bodie Ashton zusammen mit Prof. Dr. Anna Hájková (University of Warwick), Prof. Dr. Katie Sutton (Australian National University) und Rabbi Marisa Elana James (Congregation Beit Simchat Torah) im Auftrag von dem Museum of Jewish Heritage in New York City

Digitale Ausstellung: Karten Wissen Meer

Der grosse Ocean

Digitale Ausstellung

Auf den Meeren formte sich die Welt zur Einheit – so die These der digitalen Ausstellung „Karten Wissen Meer: Globalisierung vom Wasser aus“. Die Ausstellung zeigt, welchen Anteil die Kartographie der Meere daran hat, globale Zusammenhänge beobachtbar und begreiflich zu machen.

Ausstellung besuchen

Weitere Informationen:

Forschungsprojekt „Karten-Meere. Für eine Geschichte der Globalisierung vom Wasser aus“

"Bis heute gibt es große Vorurteile" - Dr. Anja Werner zum Internationalen Tag der Gehörlosen

Menschen in aller Welt begehen am 23. September den „Internationalen Tag der Gehörlosen". Er wurde im Jahr 1951 vom Weltverband der Gehörlosen (WFD) ins Leben gerufen und wird seit Mitte der 1970er-Jahre auch in Deutschland begangen. Viele Gehörlosen-Verbände nehmen den Tag zum Anlass, um auf die Situation der bundesweit ca. 80.000 gehörlosen Menschen aufmerksam zu machen und für die Gebärdensprache zu werben. Das Thema gewinnt nicht nur vor dem Hintergrund der Bestrebungen um mehr Diversität an Bedeutung, weiß Dr. Anja Werner, die sich in ihrer Forschung an der Universität Erfurt genau damit beschäftigt. Nach ihrer Beobachtung entwickelt sich der Tag immer mehr zu einem „Internationalen Tag der Gebärdensprache“. Weitere Informationen finden Sie hier.

Nachgefragt: Welches Trauma bringt die Teilung Indiens vor 75 Jahren mit sich?

Ausschnitt Karte der Welt 1868

Mit dem Ende der britischen Kolonialherrschaft vor 75 Jahren zerfiel der indische Subkontinent in die Staaten Pakistan und Indien. Begleitet wurden die Staatsgründungen von religiös motivierter Gewalt zwischen Muslimen und Hindus sowie von Flucht und Vertreibung. Erst spät begann die Aufarbeitung dieser prägenden Ereignisse, weiß Dr. Maria Framke. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Globalgeschichte der Universität Erfurt und forscht unter anderem zur Geschichte Südasiens. Das ganze Interview von "WortMelder" finden Sie hier.

Neuerscheinungen

The Pet Shop Boys and the Political

Cover von The Pet Shop Boys and the Political

Ashton, Bodie A. (Hg.), The Pet Shop Boys and the Political: Queerness, Culture, Identity and Society, London 2024.

The Pet Shop Boys came of age at a time of deep socio-political tension. From the rise of sexual politics and awareness to Thatcherite neoliberalism and the Cold War, this book explores the cultural and political impact of the band and offers a fascinating window into the late 20th and early 21st centuries. An archetypal 'gay band', it shows how their overt queerness influenced generations of LGBTQIA+ music lovers and artists alike.

Covering the full oeuvre of The Pet Shop Boys; their albums, films, stage productions and collaborations, chapters in this collection show how their work is suffused with political commentary on the past and present covering themes as broad as queer identity, the HIV/AIDs epidemic, globalization and Brexit. It also places them within the context of their times and considers them as activists, authors, social commentators, political actors and personalities to better understand what influenced them. Bringing together a range of perspectives and disciplines, "The Pet Shop Boys and the Political" provides a unique and untapped insight into a formative pop band of the modern era that has mirrored and shaped society over the past forty years.

"The Pet Shop Boys and the Political" ist im Februar 2024 bei Bloomsbury erschienen.

Prisms of Work

Cover

Rösser, Michael, Prisms of Work: Labour, Recruitment and Command in German East Africa, Berlin/Boston 2024.

The phenomenon of labour takes the character of a prism. Labour is thereby always context dependent and constituted through the actions of all protagonists involved in any labour relationship. On the basis of three case studies in colonial German East Africa – the construction of the Central Railway (1905–1916), the Otto Plantation in Kilossa (1907–1916) and the palaeontological Tendaguru Expedition (1909–1911) – labour and labour relations are analysed. The focus lies on hitherto neglected actors and groups of actors of labour in the colonial context of East Africa. These were especially German companies and their staff, white subaltern railway sub-contractors and labour recruiters, Indian skilled workers and (qualified) East African workers. Furthermore, all three sites of labour proved to have their individual logics and characteristics. But all of them were in tension between the ‘global’ and the ‘local’, coercion and voluntariness, machine and manual labour, skilled and unskilled labour, reproductive and wage labour, as well as between black and white.

Michael Rösser’s dissertation has been awarded with ‘honorary distinction’ by the European Network in Universal and Global History (ENIUGH).

"Prisms of Work" ist im Dezember 2023 mit Open Access bei De Gruyter Oldenbourg erschienen.

Themenheft Central European History: "Bordering the GDR"

Cover

Richardson-Little, Ned u.a. (Hg.), Bordering the GDR: Everyday Transnationalism, Global Entanglements and Regimes of Mobility at the Edges of East Germany, in: Central European History 56, Special Issue 2 (2023).

No state has ever been as identified with its borders as the German Democratic Republic (GDR). In this special issue, the editors analyse the development of the historiography of the borders of the GDR, showing how new approaches to the country's history have also impacted scholarship on the everyday history of the border. We argue for approaches that understand the border simultaneously as a site of conflict and cooperation and that situate the border not just alongside its geographical neighbors, but within broader flows of natural resources, pollution, narcotics, migration, and disease. Drawing on the interdisciplinary field of border studies, we argue that global approaches can help contextualize the exceptional and encourage scholars to ask new questions about which elements of GDR bordering practices were part of the globally emerging normalcy of border regimes, and which were unique to East Germany. In these ways, this special issue seeks to reveal new aspects of East German history and, in turn, make the GDR more legible within border studies.

Dieses Themenheft, an dem sich u.a. Ned Richardson-Little und Andrew Tompkins von der Universität Erfurt beteiligten, ist im Juni 2023 bei Cambridge Univeristy Press mit Open Access erschienen.

The Grey Undercurrent

Buchcover

Schürmann, Felix, The Grey Undercurrent: Whalers and Littoral Societies at the Deep Beaches of Africa (1770–1920), München/Wien 2023.

By extending their voyages to all oceans from the 1760s onward, whaling vessels from North America and Europe spanned a novel net of hunting grounds, maritime routes, supply posts, and transport chains across the globe. For obtaining provisions, cutting firewood, recruiting additional men, and transshipping whale products, these highly mobile hunters regularly frequented coastal places and islands along their routes, which were largely determined by the migratory movements of their prey. American-style pelagic whaling thus constituted a significant, though often overlooked factor in connecting people and places between distant world regions during the long nineteenth century.

Focusing on Africa, this book investigates side-effects resulting from stopovers by whalers for littoral societies on the economic, social, political, and cultural level. For this purpose it draws on eight local case studies, four from Africa’s west coast and four from its east coast. In the overall picture, the book shows a broad range of effects and side-effects of different forms and strengths, which it figures as a "grey undercurrent" of global history.

"The Grey Undercurrent", basierend auf "Der Graue Unterstrom" (Campus 2017), ist im April 2023 bei De Gruyter Oldenbourg erschienen.

Mission – Kolonialismus – Nationalsozialismus

Buchcover Mission Kolonialismus Nationalsozialismus von Florian Balbiani

Balbiani, Florian, Mission – Kolonialismus – Nationalsozialismus. Ernst Dammann und die Hamburger Afrikanistik, 1930–1937 (= Hamburger postkoloniale Studien, Bd. 8), München 2023.

Die Afrikawissenschaften treten immer stärker in den Fokus der kritischen Auseinandersetzung mit dem kolonialen Erbe europäischer Gesellschaften. Florian Balbiani untersucht die bisher kaum erforschte Geschichte der sprachwissenschaftlichen Afrikanistik in der Zwischenkriegszeit. Nach dem Ende der deutschen Kolonialherrschaft begab sich die Disziplin auf die Suche nach neuer praktischer Relevanz und blieb dabei ihren missionarischen und kolonialen Ursprüngen treu. Die Arbeit zeigt, welche ideologischen und politischen Einflüsse das Fach in den 1930er Jahren prägten und wie sich ihre Vertreter positionierten. Dazu betrachtet sie das wissenschaftliche Wirken sowie das politische und kirchliche Engagement des Hamburger Afrikanisten Ernst Dammann und arbeitet daran die Vorstellungen, Netzwerke und Rahmenbedingungen heraus, die die Wissensproduktion bestimmten.

"Mission – Kolonialismus – Nationalsozialismus" ist im Mai 2023 im Allitera Verlag erschienen.

Themenschwerpunkt Wissensgeschichte

Das Nachwuchskolleg „Wissensgeschichte der Neuzeit“ stellt seine Arbeiten im Rahmen des Themenportals Europäische Geschichte mit einem eigenen Themenschwerpunkt vor: Unter der Überschrift „Europäische Geschichte, Wissensgeschichte“ zeigen Quellen und Essays, wie fruchtbar wissensgeschichtliche Ansätze für die Geschichtsschreibung Europas sind. Ausgehend von ausgewählten Quellenmaterialien gehen Marian Hefter, Marie Nosper, Elisa Kewitsch, Erik Liebscher, Anna-Maria Hünnes, Annika Dörner und Verena Bunkus (alle Nachwuchskolleg „Wissensgeschichte der Neuzeit“, Forschungscampus Gotha) in Anlehnung an ihre Dissertationsthemen auf eher ungewohnte Orte des Wissens ein. Die Publikationen können online auf dem Themenportal Europäische Geschichte abgerufen werden.

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