Slawistische Literaturwissenschaft

Prof. Dr. Holt Meyer

Holt Meyer beschäftigt sich seit über 15 Jahren aus verschiedenen Perspektiven mit dem Thema der Westlichkeit beziehungsweise des Westens. Besonders einschlägig sind seine Auseinandersetzungen

mit Formen von religiösen und kunsthistorischen Abgrenzungspraktiken des „Ostens“ vom „Westen“ (beispielsweise beim russischen Religionsphilosophen Pawel Florenski oder beim Motiv der Verkündigung Mariä), mit der Figur des Geheimagenten als Grenzgänger zwischen dem „Westlichen“ und dem „Östlichen“ sowie mit (anti-)imperialistischen und (anti-)westlichen Denkfiguren in der soge- nannten „Zweiten Welt“. Seit 2007 lag ein weiterer Fokus seiner Forschung auf Juri Gagarin, Dmitrii Prigov und Milan Kundera sowie deren Beiträge bei der Konstituierung des „Westlichen“ bei der Selbst- Bestimmung des (aus dem späten Stalinismus heraus definierten) Ostens.

Seine neueste Beschäftigung mit Puschkin hat die Herausbildung einer nicht- oder anti-westlichen Version der „Aufklärung“ zum Gegenstand, welche die „eigentliche“ „westliche“ Aufklärung als Gegenbild umreißt und damit in ihrer „Westlichkeit“ erst in die Welt setzt. Hierzu hat Holt Meyer jeweils auch einschlägig publiziert beziehungsweise Tagungen (mit)organisiert.

Themenrelevante Publikationen

  • Roland Barthes’s Masks in Bohumil Hrabal’s Gaps: Accounts of a Transfer, Transfer of Accounts, in Slovo a smysl (Prager literaturwissschaftliche Zeitschrift „Wort und Sinn“), 24, 2015, S. 23–89.
  • '...and qua criminal he is of an imperfectly formed mind...': Transylvania and Ireland as 'Criminally Deficient Territories' and the Terrain of the Sponsa Christi as Accomplice of/in Bram Stoker's Dracula. In: Erdmann, E.; Amadeo, I. (Hrsg.): Crime and Nation. Political and Cultural Mappings of Criminality in New and Traditional Media. Trier, 2009, S. 143–161.
  • "I tu ulubku wsja semlja sapomnila na wek." Thesen zum Proben. Jurij- Gagarin-Archiv. (/Philoso- phische/ Verschriftlichungen der Unschuld und Medialisierung der Ortslosigkeit). In: Frank, S. K.; Schahadat, Schamma (Hrsg.): Wiener Slawistischer Almanach, Band 59. München, 2007, S. 239–283.
  • Acting slavsky: The inventio(n) of Jan Kollár and the Rhetoricity of 'Slavonic Scholars(hip)'. In: Glanc, T.; Meyer, H.: Inventing Slavia. Prag 2006.
  • What's Albrecht Dürer Got to Do With It. In: Franz, N. u.a. (Hrsg.): Pavel Florenskij - Tradition und Moderne: Beiträge zum internationalen Symposium an der Universität Potsdam, 5. bis 9. April 2000. Frannkfurt am Main 2001, S. 381–401. 

Kontakt

Inhaber der Professur für Slawistische Literaturwissenschaft
(Seminar für Literaturwissenschaft)
Mitarbeitergebäude 1 / Raum 315

Anne Javůrková (M. A.)

Anne Javůrková beschäftigt sich in Ihrer Dissertation mit Literatur als Medium von Politik und Kultur im osteuropäischen Raum. Hauptaugenmerk legt sie dabei auf Tomáš G. Masaryk im Kontext seiner Verortung der tschechoslowakischen und russischen Kultur. Dabei soll auf folgende Punkte eingegangen werden:

  • Tomáš G. Masaryk in seiner Position als eine der zentralen und richtungsweisenden Figuren der tschechoslowakischen politischen und kulturellen Entwicklung und deren Positionierung als Schnittstelle zwischen den beiden kulturellen Großräumen Westen und Osten
  • Masaryks Verständnis von und Positionierung zum Westen und Osten (Grundlage für zweiteres liefert Masaryks Dostojevskij-Arbeit) und der darauf basierenden Entwicklung eines eigenen kulturellen und politischen Verständnisses für die Tschechoslowakei; Literatur in ihrer diskursiven Funktion als Medium der Kultur und Politik
  • Die Weiterentwicklung der Frage nach dem Westen und nach dem Osten innerhalb der tschechischen Literatur des 20. Jahrhunderts – Die Literatur als Ort des Diskurses anhand von Karel Čapek, Václav Havel und Milan Kundera
  • Funktionen von Literatur im tschechischen Raum und darüber hinaus (Diskurs – Dialogizität – Synthese)