„Das Verhältnis zur Kirche, das für die Theologie immer präsent ist, wird sich weiter verändern”, prophezeite Prof. Dr. Benedikt Kranemann kürzlich in einem Interview mit „Theologie Aktuell“. Sie solle durchaus kirchenbezogen arbeiten, sich aber nicht konfessionell einengen lassen. Über die „institutionelle Gestalt der Theologie“ werde man sich deshalb in Zukunft „verstärkt Gedanken machen müssen“. Vor großen Herausforderungen sieht Kranemann die Theologie dabei insbesondere auf inhaltlicher Ebene: „Mit einer sich verändernden Gesellschaft wie Wissenschaftslandschaft entstehen neue Themen und müssen tradierte neu durchdacht werden.“
Für sein eigenes Fach, die Liturgiewissenschaft, brächte das neue Fragen mit sich, etwa: „Was bedeutet Liturgie, wer verantwortet sie, wie verändert sie sich, welche Rolle spielt die Begegnung tradierter Liturgie mit wechselnden Kulturen?“ Aber auch: „Welche Bedeutung misst man noch der Konfessionalität der Theologie zu? Was ist Thema der Theologie, wenn die Gottesfrage in einer Gesellschaft immer stärker ins Abseits gerät?“ Theologinnen und Theologen sind nach Kranemanns Auffassung damit stärker denn je dazu aufgefordert, darüber nachzudenken, was sie als ihr Eigenes in die Forschung einer Universität einbringen können. „Das gelingt in Forschungsverbünden gut“, urteilt der Vizepräsident für Forschung und Nachwuchsförderung der Uni Erfurt, „aber in der Breite der Theologie bleibt einiges zu tun. Vor zehn Jahren hat der Wissenschaftsrat das der Theologie in seinen ‚Empfehlungen zur Weiterentwicklung von Theologien und religionsbezogenen Wissenschaften an deutschen Hochschulen‘ ins Aufgabenheft geschrieben. Die Theologie hat hier immer noch eine Bringschuld.“
Darüber hinaus wünscht sich der Theologe, dass die Kommunikation der Theologie hinein in die Gesellschaft, „so säkular sie sein mag“, besser gelingen möge: „Es sind so spannende Themen, die in der Theologie verhandelt werden, es geht um Kultur- und Religionsgeschichte, um ethische Fragen, im engeren Sinne Fragen von Glaube und Existenz – es ist schade, dass vieles davon zu wenig über die Theologie hinaus bekannt wird. Auf diesem Feld haben auch andere Geistes- und Kulturwissenschaften ihre Defizite. Aber gerade die Theologie sollte von dem erzählen, was sie umtreibt und womit sie sich beschäftigt – es ist viel zu interessant, um es nur für sich zu behalten.“
Das vollständige Interview lesen Sie in „Theologie Aktuell“, dem Blog der Katholisch-Theologischen Fakultät. Übrigens: Um die Sichtbarkeit der Kirche geht es heute Abend auch in einem Vortrag von Prof. Dr. Thomas Sternberg, dem Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Er spricht anlässlich eines Festaktes für Prof. Benedikt Kranemann auf Einladung der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt um 19 Uhr im Coelicum, Domstraße 10.