340.000 Euro für neue Forschung zur Zukunft der sozialen Sicherheit in Deutschland

Für ihr DFG-Projekt „Sozialethische Untersuchungen zur Zukunft der sozialen Sicherheit in Deutschland unter der Bedingung gesteuerter und ungesteuerter Migration – Soziale Gerechtigkeit unter Knappheitsbedingungen“ hat Prof. Dr. Elke Mack, Professorin für Christliche Sozialwissenschaft und Sozialethik an der Universität Erfurt, Drittmittel in der Höhe von 340.000 Euro eingeworben. In ihrer Untersuchung befasst sie sich mit der sozialen Sicherheit in Deutschland unter Berücksichtung der Migrationsbewegungen.

Eine Sozialstaatskonzeption muss im Hinblick auf die Garantie sozialer Gerechtigkeit Migrationsbewegungen berücksichtigen, besonders, weil diese in Europa seit 2015 eine neue Qualität erhalten haben. Eine rein nationalstaatlich-nutzenorientierte Verbindung von Migration und sozialer Sicherheit ist sozialethisch allerdings höchst problematisch, da sie bedürftige und betroffene Menschen auf ihre Funktionalität für westliche Volkswirtschaften und Sozialsysteme hin verkürzt. Jenseits nationalstaatlicher Nützlichkeitserwägungen geht Christliche Sozialethik als theologische Disziplin von einer anthropologisch und ethisch fundierten Sicht auf Flüchtlinge und Migranten als menschliche Personen aus, die ein Recht auf Hilfe, Bewegungsfreiheit und ein Leben in Würde besitzen. Allerdings muss zwischen Schutzbedürftigen und anderen Migranten in ethischer Hinsicht unterschieden werden. Deshalb muss das ursprüngliche sozialethische Anliegen, sozial gerechte Institutionen innerhalb von Gesellschaften zu begründen, in einen universalen Kontext globaler Gerechtigkeit eingebettet werden, die sowohl Herkunftsländer als auch Aufnahmeländer in gleicher Weise berücksichtigt. Aus dem Dilemma zwischen Forschungszielen nationaler sozialer Gerechtigkeit und globaler Gerechtigkeit lässt sich nur dann entkommen, wenn soziale und globale Gerechtigkeitsdimensionen nicht polarisiert, sondern differenziert zusammengedacht werden.

Nach eingehender Berücksichtigung der Belastbarkeit nationaler sozialer Institutionen bezüglich der Erstellung öffentlicher Güter und der sozialen Kohäsion westlicher Gesellschaften will Prof. Elke Mack unter Einbeziehung der neueren philosophischen und christlich-sozialethischen Migrationsdebatte (seit Pacem in Terris, 1963, 25) eine ethische Kriteriologie dafür erarbeiten, wann, in welchem Maß und in welcher Form die Aufnahme von Migranten universal verpflichtend, normativ gerecht und ethisch billig ist. Ziel ist es, eine ethisch widerspruchsfreie Synthese zu entwickeln, wie Humanität unter den bestehenden sozialen Knappheitsbedingungen für beide Betroffenenparteien - Inländer mit Bürgerrechten und Migranten mit universalen Menschenrechten - im Rahmen gegenwärtiger und zukünftiger, national-sozialer und globaler menschenrechtlicher Gerechtigkeitsverpflichtungen garantiert werden kann.