Informieren statt überreden: Wissenschaftler der Uni Erfurt unterstützen BZgA bei neuer Impfentscheidungshilfe

Impfen ja oder nein? Das Thema führt häufig zu Diskussionen und verunsichert nicht nur Eltern. Eine Entscheidungshilfe liefert die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung BZgA im Internet. Eine neue überarbeitete Version dieses onlinegestützten Tools wird sie nun im Rahmen der Europäischen Impfwoche vom 24. bis 30. April 2016 präsentieren. Unterstützung bei der Überarbeitung des Angebots hat sie sich an der Universität Erfurt geholt. Genauer gesagt bei Dr. Cornelia Betsch, Akademische Rätin am Lehrstuhl für Sozial-, Organisations-, und Wirtschaftspsychologie der Universität Erfurt. Zusammen mit ihrem Team hat Betsch konkrete Optimierungsempfehlungen für die MMR-Entscheidungshilfe (Mumps, Maser, Röteln) erarbeitet.

Unter dem Motto „Wir informieren – Sie entscheiden“ – können sich Interessierte anhand der Entscheidungshilfe über die Risiken von Krankheiten wie Masern, Mumps und Röteln und die MMR-Impfung informieren, Risiken gegenüberstellen sowie Argumente für eine Impfung abwägen. „Die Entscheidungshilfe ist nach den wissenschaftlichen Standards der International Patient Decision Aid Collaboration überarbeitet und von uns in Laborstudien experimentell getestet worden“, erläutert Dorothee Rauber, die mit Cornelia Betsch an dem Projekt gearbeitet hat. „Ein besonderes Augenmerk unserer Arbeit lag dabei auf der Überarbeitung und der Vermittlung akkurater Risikoinformation und der Verringerung von Reaktanz, also dem Gefühl, sich in seiner Entscheidungsfreiheit eingeschränkt zu fühlen. Ziel war es, den Nutzern einen neutralen Entscheidungsprozess zu ermöglichen, der ihre individuellen Präferenzen widerspiegelt.“

Die Erfurter Forscher haben dazu eine Menge beigetragen: So wurden die in der Entscheidungshilfe Texte beispielsweise auf ihre Verständlichkeit für Laien hin überprüft und auch die Möglichkeit für den Nutzer, eigene Wertvorstellungen in seine Entscheidung einzubeziehen, sollte gegeben werden. Darüber hinaus war den Wissenschaftler die Darstellung der Risikoinformation ein Anliegen: „Die Nutzer sollen die Information verstehen und sich merken können“, erläutert Cornelia Betsch. „Die Darstellung wurde deshalb so überarbeitet, dass die Risiken des Nicht-Impfens und Impfens für jedermann verständlich erklärt werden.“ Neu sind auch die Unterstützungsmethoden des Internetangebots dahingehend, wie man seine getroffene Entscheidung auch in die Tat umsetzt. „Bei all dem war es uns aber vor allem wichtig, den Nutzern nicht das Gefühl zu vermitteln, dass sie zu irgendetwas überredet werden. Denn Ziel einer Entscheidungshilfe ist es ja nicht, den Nutzer zum Impfen zu überreden, sondern ihn sachgerecht zu informieren und seinen Entscheidungsprozesses zu unterstützen.“

Link zur Entscheidungshilfe der BzGA: www.impfen-info.de/mediathek/mmr-entscheidungshilfe