In seiner Autobiografie „Mein Leben“ erzählt der berühmte Reiseschriftsteller Johann Gottfried Seume von seiner abenteuerlichen Jugend Ende des 18. Jahrhunderts: Aufgewachsen als Bauernsohn, studierte er zunächst in Leipzig Theologie, bis er sich 1781 heimlich auf den Weg nach Frankreich machte. Unterwegs wurde er von hessischen Werbern rekrutiert und an die Engländer verkauft, als Kanonenfutter für den Krieg in Nordamerika. Als Unteroffizier kehrte der am Fuß verletzte Seume 1783 aus Kanada zurück und desertierte.
Aus Furcht vor der zeitgenössischen Zensur kürzte und glättete der Verleger Georg Joachim Göschen Seumes so freimütig erzählte Autobiografie, bevor er sie wenige Jahre nach dessen Tod veröffentlichte. Das Manuskript war danach im Besitz von Sammlern, darunter Stefan Zweig, der es an Martin Bodmer verkaufte. Dirk Sangmeister, Mitarbeiter am Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt, stellt mit seiner neuen Publikation nun zum ersten Mal den anhand des originalen Manuskriptes aus der Bibliotheca Bodmeriana erarbeiteten Gesamttext vor. Sorgfältig kommentiert ermöglicht „Mein Leben“ unmittelbare Einblicke in eine bewegte Zeit und bietet noch heute eine spannende Lektüre. Das Buch ist anlässlich Seumes 255. Geburtstags soeben im Wallstein Verlag erschienen und wird in den kommenden Monaten in verschiedenen Lesungen vorgestellt – am 24. Januar in der Universitätsbibiothek Leipzig, am 1. Februar im Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar und im Mai auch im Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt.
Dirk Sangmeister (Hrsg.)
Johann Gottfried Seume: Mein Leben
Wallstein Verlag, 2018
ISBN: 978-3-8353-3182-2
479 Seiten
34,90 EUR