Der bedeutende amerikanische Althistoriker J. E. Lendon füllt mit seinem Buch "RHETORIK MACHT ROM. Die Kraft der Redekunst im Imperium Romanum" eine wirkliche Lücke: Erstmals nimmt er die Wirklichkeit antiker Rhetorik in den Blick und zeigt, wie die Redekunst eine grandiose Vorstellungswelt für die römische Herrscherelite schuf - und wie diese darum kämpfte, die reale Welt zu zwingen, sich ihr anzupassen. Die Grundausbildung zum Redner, die alle römischen Politiker wie Cicero, Caesar und Augustus durchlaufen hatten, prägte ihr Weltbild, ihr Miteinander und ihr Machtbewusstsein. Die rhetorische Erziehung hat nicht nur die römische Literatur, sondern auch Politik und bedeutsame Taten beeinflusst: die Ermordung Julius Caesars etwa, welche städtischen Gebäude und Denkmäler gebaut wurden, welche Gesetze erlassen wurden und schließlich, wie das Reich selbst geführt werden sollte. Lendon gelingt es damit, nicht nur erhaltene römische Reden, sondern auch für deren “Aufführung” gedachte Bauwerke (die man noch heute besuchen kann) zu verstehen. Das Buch, das Kai Brodersen nun ins Deutsche übersetzt und bearbeitet hat, eröffnet so einen ganz neuen Blick auf die römische Antike.
Darmstadt: WBG 2023. 352 S. mit Abb., 14,5 x 21,5 cm, Hardcover, ISBN 978-3-8062-4625-4, Buchhandelsausgabe 32.—Euro, Mitgliederpreis 25,60 Euro.
https://www.wbg-wissenverbindet.de/shop/43650/rhetorik-macht-rom