Weiterer Ausbau der Internationalisierung

Um die Internationalisierung im Bereich von Forschung und Lehre weiter auszubauen, hat das Historische Seminar der Universität Erfurt, das bereits jetzt eine Reihe von Erasmus-Partnerschaften und Hochschulkooperationen außerhalb Europas vorweisen kann, die Kooperation auf den indischen Subkontinent ausgeweitet.

So wurde – um die deutsch-indische Forschungskooperation zu stärken –  im Frühjahr 2017 ein Antrag bei der DFG gestellt, der nun mit rund 40.000 Euro bewilligt worden ist. Die Mittel dienen zunächst der Intensivierung der Zusammenarbeit im Rahmen von Workshops und (gegenseitigen) Gastaufenthalten in den Jahren 2017 und 2018. So findet zum Beispiel in der ersten Oktoberwoche in Neu Delhi ein Workshop zum Thema „Entangled Cartographies: an interconnected history of mapping in Europe and South Asia, 16th to 20th centuries“ statt, der die deutsch-indischen Beziehungen wissenschaftlich in den Blick nimmt und an dem auch Wissenschaftler (bzw. Ehemalige) der Universität Erfurt teilnehmen: Norman Henniges, Philipp Meyer, Susanne Rau, Sabine Schmolinsky und Iris Schröder. Partneruniversität ist die „Jamia Millia Islamia“ in Neu Delhi, Kooperationspartner ist der Neuzeithistoriker Gopinath Ravindran. Ziel ist es, im Lauf des nächsten Jahres ein längerfristiges internationales Forschungsprojekt zum Themenfeld der „entangled cartographies“ zu entwickeln. „Verflochtene Kartografien“ heißt dabei nicht nur, Kartografiegeschichten und deren gegenseitige Beeinflussungen hier und dort zu untersuchen, im Blick steht auch die weitere – kulturelle und wirtschaftliche – Beziehungsgeschichte von Europa und Indien. So geht es unter anderem um epistemologische Entwicklungen und gegenseitige Einflüsse, um die Rolle der Kartografie im Kontext kolonialer Expansion und Empire-building, um das Erbe der „europäischen Grenzen“ in Südasien, um die Rolle der Einheimischen bei der Herstellung von Karten und ganz generell um kulturell geprägte Raumkonzepte und Medien räumlicher Orientierung. Und auch die Sammlung Perthes Gotha bzw. das Interesse des Perthes Verlags an Vorder-Indien im 19. Jahrhundert wird im Projekt eine Rolle spielen.

Bereits Ende 2016 haben die Universität Erfurt und die Jamia Millia Islamia ihr Memorandum of Understanding erneuert. Damit soll die internationale Kooperation nicht nur in der Forschung, sondern auch mit Blick auf den Studierenden- und Lehrendenaustausch ausgebaut werden. Die Absichtserklärung der beiden Universitäten wurde einst für Forschungskooperationen und den Studierendenaustausch durch Summer Schools in der Islamwissenschaft geschlossen. Mit ihrer jüngsten Erneuerung wurde sie auf die gesamte Universität ausgeweitet. Die Nationale Universität Jamia Millia Islamia wurde 1920, zunächst in Aligarh, gegründet und erhielt 1988 den Status einer Zentral-Universität Indiens. Die im Südosten Neu Delhis liegende Universität hat rund 16.000 Studierende und besteht aus neun Fakultäten und knapp 40 Departments. Derzeit werden 53 Bachelor-Programme, 78 Master-Programme und 49 Promotionsprogramme angeboten, für die sich auch Erfurter Studierende ihren Fächern entsprechend bewerben können. Im Rahmen der anstehenden Besuche soll nun geklärt werden, wie die jeweiligen Studienprogramme zusammenpassen bzw. welche Module zur gegenseitigen Anerkennung weiterentwickelt werden sollten.

Für den Aufbau einer internationalen Forschungskooperation wird die große Herausforderung darin bestehen, eine binationale Projektförderung zwischen Deutschland und Indien zu ermöglichen, die  abgesehen von einzelnen Initiativen des BMBF und der DFG sowie den Stipendien des indischen Wissenschaftsministeriums, noch nicht voll institutionalisiert ist. Allerdings können europäisch-indische Forschungsprojekte künftig auch im Rahmen europäischer Förderprogramme beantragt werden. Die Grundlagen dafür wurden von der europäisch-indischen Forschungsplattform „EqUIP“ auch unter Erfurter Beteiligung erarbeitet. Prof. Dr. Sabine Schmolinsky, derzeitige Sprecherin des Historischen Seminars: „Es ist mir eine große Freude, die deutsch-indische Zusammenarbeit im Bereich von Forschung und Lehre an der Universität Erfurt weiter gestärkt und ausgebaut zu sehen. Nun wird sich auch für die Erfurter Geschichtswissenschaft ein perspektivenreicher Austausch mit indischen Kolleginnen und Kollegen auf einem höchst aktuellen Forschungsgebiet entwickeln.“

Weitere Informationen/Kontakt:
Prof. Dr. Susanne Rau // Prof. Dr. Sabine Schmolinsky
susanne.rau(at)uni-erfurt.de // sabine.schmolinsky(at)uni-erfurt.de
Tel.: 0361/737-4071 //-4471