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„Angriffe auf die freie Wissenschaft sind Angriffe auf unsere demokratische Gesellschaft“

Sie werden Ziel von „hate speech“ in den Sozialen Medien, finden sich in tendenziösen Pressebeiträgen wieder oder müssen sich gegen die Manipulation ihrer Wikipedia-Porträts wehren: Wissenschaftler*innen aller Fachrichtungen, die sich kritisch mit der Corona-Pandemie und ihren Folgen auseinandersetzen. Vor diesem Hintergrund, aber auch aus Anlass der jüngsten Bedrohungen konkret von Forschenden der Universität Erfurt in diesem Zusammenhang, hat das Präsidium seinen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern den Rücken gestärkt und in einem Statement auf die Gefahren der Einschränkung von Wissenschaftsfreiheit aufmerksam gemacht. Das Statement finden Sie hier im Wortlaut:

„Einige unserer Kolleg*innen stehen seit der Corona-Pandemie unter Dauerfeuer. Sie sind mit Hetze, Hass, Diffamierung und sogar der Androhung von Strafanzeigen oder körperlicher Gewalt konfrontiert. Das ist unerträglich. Wir fordern deshalb zu entschlossenem Handeln und Zivilcourage auf – auch und vor allem im Netz. An der Universität Erfurt werden wir die Freiheit von Forschung und Lehre gegen ideologisch motivierte Einschränkungen immer verteidigen und uns für ein freiheitliches Wissenschaftsklima stark machen. Denn was wir brauchen, ist eine Gesellschaft, deren Wissen und Handeln auf belastbaren Informationen beruht, nicht auf Meinungen und antiaufklärerischer Manipulation. Dass es in der Forschung widerstreitende Positionen gibt, Positionen, die es auch immer wieder zu hinterfragen gilt, manche wissenschaftliche Erkenntnis einer gewissen Vorläufigkeit unterliegt und deshalb im Nachgang durchaus auch angepasst oder sogar revidiert werden kann, gehört zum Wesen der Wissenschaft. Ist für den Fortschritt existenziell. Jedoch nur – und das ist die Voraussetzung für einen erfolgreichen Diskurs – wenn die Kritik sachlich bleibt, fundiert und nicht persönlich wird. Andernfalls droht der Rückzug der Wissenschaftler*innen aus den öffentlichen Debatten. Der Verlust für die Gesellschaft könnte schwerer nicht sein.

Wir sind stolz auf unsere Forscherinnen und Forscher. Auf all die Kolleginnen und Kollegen, die – zum Teil mit Unterstützung von Studierenden – seit vielen Monaten dabei helfen, besser zu verstehen, wie die Menschen in der Corona-Krise ‚ticken‘ und mit großem Engagement dazu beitragen, die negative Folgen der Pandemie für die Gesellschaft zu minimieren.

Wer unsere Wissenschaftler*innen bedroht, der bedroht unsere Universität. Das werden wir nicht dulden. Deshalb bringen wir Bedrohungen dieser Art zur Anzeige.

Die freie Wissenschaft ist ein Grundpfeiler unserer Demokratie und in Artikel 5 des Grundgesetzes verankert. Wir sind nicht bereit, sie Hass und Hetze preiszugeben. Dies ist unser aller Verantwortung. Wir sind viele – die gemeinsam bestimmen können, wie wir miteinander umgehen und leben wollen und auch, wie groß das Ausmaß des Schadens sein wird, den Corona an der Gesellschaft hinterlässt. Überlassen wir die Entscheidung nicht den ‚Trollen‘ im World Wide Web, dem Hass und der Hetze.“