"Es geht nicht darum, warum Menschen nicht an die Wissenschaft glauben, es geht darum, warum Menschen nicht an die Wissenschaft glauben wollen", sagt Matthew Hornsey, Professor an der University of Queensland in Australien, während er das Phänomen Motivated Reasoning erklärt.
Menschen denken nicht wie Wissenschaftler. Sie wägen nicht Argumente gegeneinander ab, um zu einem Schluss zu kommen. Sie denken wie Anwälte: Sie haben ihren Schluss schon zu Beginn und suchen sich für diesen geeignete Argumente."
In seiner Präsentation "A toolkit for understanding and reducing inaction on climate change” am 21. September 2023 im Forschungsbau "Weltbeziehungen" erläuterte er – neben vielen anderen spannenden Fakten und Tatsachen –, dass die hierfür relevanten Einstellungen aus sogenannten attitude roots, Einstellungswurzeln, erwachsen.
Die stellen das eigentliche Problem dar, wenn Menschen Fakten über wissenschaftliche Themen wie die Klimakrise oder Impfen ablehnen. Angesichts von Falschinformationen versucht die (Fach-)Öffentlichkeit oft, deren Auswüchse zu bekämpfen – die sichtbaren Einstellungen. Dabei sei es für Kommunikation hilfreich, direkt auf die Einstellungswurzeln abzuzielen.
Mit diesen und weiteren Herausforderungen im Kontext des Klimawandels und anderer sozialer Krisen beschäftigt sich Matthew Hornsey schon lange. Über 200 Publikationen hat er in den letzten Jahren veröffentlicht. Dazu gehören Analysen zu Gruppenverhältnissen und -prozessen, Identitätseffekten, Verschwörungsideologien und Impfgegnerschaft.
Eine Lösung für das Problem mit den attitude roots bietet er im Hinblick auf die Dringlichkeit des Klimawandels auch an: Mit statt gegen die Ansichten der Klimaschutzgegner*innen argumentieren – auch wenn's manchmal wehtut.
Wir danken Professor Hornsey für seinen Besuch in Erfurt.