Bonnet forscht zur Geschichte und Religion des alten Mittelmeers. "Beginnend mit ihrer 1988 publizierten Dissertation hat Corinne Bonnet Spitzenforschung an der Grenze zwischen zwei üblicherweise getrennten Feldern betrieben", erklärte Prof. Dr. Jörg Rüpke, stellvertretender Direktor des Max-Weber-Kollegs, in seiner Laudatio. "Zum einen hat sie grundlegende Forschungen zur phönizischen Welt mit ihren diasporischen Siedlungen im Bereich des westlichen Mittelmeers, des Punischen, vorgelegt, die geografisch von Tyrus bis Gibraltar reichen – ihr Erstlingswerk zu Mythen und Kult von Melqart ist noch heute, 30 Jahre nach Erscheinen, das definitive Referenzwerk für diesen Bereich. Zum anderen hat sie die griechische Welt in ihrem kolonialen Ausgriff untersucht. Dabei hat sie wegweisende Arbeiten zu Prozessen des kulturellen und religiösen Austausches im Mittelmeer in einer Perspektive der 'longue durée' vorgelegt, die mit dem frühen ersten Jahrtausend v. Chr. einsetzt (zum Teil bis in die Bronzezeit zurückreicht) und bis in die hellenistische und römische Epoche geht."
Bonnet habe in ihrer Forschung immer wieder die besondere Rolle von Ritualen sowie ganzen Kulturen, Mythen und anderen interkulturellen Vermittlungsprozessen hervorgehoben, erklärte Rüpke weiter: "Die Originalität ihres Ansatzes besteht im Vergleich und in der Zusammenschau von griechischen und nahöstlichen Quellen, von archäologischem und textlichem Material, von Polytheismus und Monotheismus, von Geschichte und Wissenschaftsgeschichte." Insbesondere in letzterem Bereich gelte sie sie als eine weltweit führende Wissenschaftlerin, "nicht zuletzt durch ihre enorme Produktivität, aber auch ihre Fähigkeit, Kolleg*innen wie Nachwuchswissenschaftler*innen zu überzeugen und zu motivieren, diesem Bereich mehr Beachtung zu schenken."
Dabei sucht die Religionswissenschaftlerin bewusst den internationalen Austausch. In Erfurt etwa hat sie eine wissenschaftsgeschichtliche "International Spring School" mitkonzipiert und durchgeführt. 2016 wurde sie in die Academia Europaea gewählt. Im selben Jahr erhielt sie einen "Advanced Grant" des European Research Council (ERC), wo sie am Projekt "Mapping Ancient Polytheisms: Cult Epithets as an Interface between Religious Systems and Human Agency" als Principal Investigator mitwirkt. Darüber hinaus ist Bonnet im wissenschaftlichen Beirat der "Villa Vigoni", einem deutsch-italienischen Zentrum für europäische Exzellenz, aktiv.
Jörg Rüpke: "Wir freuen uns, durch die Verleihung einer Ehrendoktorwürde diese bedeutende Forscherin und ihr umfangreiches Oeuvre zu würdigen und ihre Verbundenheit mit der Universität Erfurt zu festigen".