Für unseren Forschungsblog Wortmelder hat Psychologin Jana Asberger sechs Bildungsmythen unter die Lupe genommen. Los geht's mit der Aussage: Guter Unterricht sollte zum jeweiligen Lernstil der Schüler*innen passen
Viele Menschen glauben, dass Lernen besonders dann gut klappt, wenn der Unterricht zum jeweils individuellen Lernstil von Lernenden passt. Also z.B. zu einem visuellen (übers Sehen), auditiven (übers Hören) oder kinästhetischen (eigenes Tun) Lernstil.
Dass das stimmt, glauben auch 64 Prozent unserer Fans bei Instagram. Und befinden sich damit in guter Gesellschaft. Selbst 90% der Lehrer*innen (internationale Befragung 2020) geben an, dass Schüler*innen besser lernen, wenn der Unterricht ihrem Lernstil angepasst ist. Dabei ist dieser Mythos schon mehrfach widerlegt.
Und wie lernt man nun am besten?
Tatsächlich haben Menschen individuelle Vorlieben dafür, über welche Art der Sinneswahrnehmung (Modalität) sie Informationen bevorzugt aufnehmen. Zwischen diesen Vorlieben und tatsächlichem Lernerfolg besteht ein großer Unterschied. Lernprozesse beanspruchen i. d. R. mehrere Wahrnehmungskanäle gleichzeitig, d.h. Lernen ist bei allen Menschen immer ein komplexer Vorgang, bei dem mehrere Sinne zum Einsatz kommen (multimodal). Dass es sich bei den Lernstilen um einen Mythos handelt, bedeutet allerdings nicht, dass Unterricht für alle Schüler*innen gleichgestaltet sein sollte. Individualisierung gehört durchaus zu einem guten Unterricht. Für den Lernerfolg ist dann jedoch weniger die Vorliebe der Schüler*innen für eine Lernmodalität von Bedeutung als andere Faktoren wie etwa ihr individuelles Vorwissen zu den Unterrichtsthemen oder ihre persönliche Motivation für ein Schulfach.