Im Interview argumentiert Prof. Dr. Andreas Goldthau, dass die Gründe für die aktuell hohen Energiepreise sich aus verschiedenen Faktoren zusammensetzen. Zum einen habe der besonders kalte Winter, aber auch die energieintensive Erholung der Weltwirtschaft nach den Lockdowns der Corona-Pandemie einen Einfluss auf die Energiepreise. Des Weiteren spielt aber auch Russland, als Deutschlands größter Gaslieferant eine Rolle, welches im Zuge der wirtschaftlichen Erholung mehr Gas für sich selbst brauchte und damit weniger Exportkapazität besaß. Nicht zu vernachlässigen sei aber, dass der Preismechanismus durchaus ein gewolltes Mittel des europäischen Gasmarktes darstellt. Europäische Verbraucher sind damit in weltweiter Konkurrenz zu anderen Konsumenten und anstelle von Lieferengpässen ergeben sich steigende Gaspreise.
An einen Wiedereinstieg in die Atomkraft, bzw. eine Verlängerung der Laufzeiten von noch aktiven Kerkraftwerken glaubt Professor Goldthau allerdings nicht. Hierfür sei Atomkraft schlichtweg zu teuer und in einem dezentralen Energiesystem der Zukunft eher ein Störfaktor, als eine sinnvolle Ergänzung.
Im zweiten Teil des Podcasts ging Professor Goldthau auf den Umbau der Energiesysteme in Entwicklungsländern ein. Dieser Umbau sei zwingend nötig, um die globalen Klimaziele zu erreichen. Damit dies gelingt, braucht es weit mehr Direktinvestitionen, die idealerweise mit einem Technologietransfer einhergehen. Die Europäische Union muss dafür Klimapolitik, Entwicklungspolitik, und Außenhandelspolitik zusammendenken.