Mit der Ausstellung setzt die Forschungsbibliothek Gotha einen eigenen Akzent zum diesjährigen Reformationsjubiläum. Mit der Reformation entstand im 16. und 17. Jahrhundert eine von zunehmender Vielfalt geprägte religiöse Gesellschaft in Deutschland. Auch auf dem Gebiet des heutigen Thüringen lebten Anhänger verschiedener Konfessionen, Religionen und Glaubensrichtungen – mitunter in enger Nachbarschaft. Neben dem vorherrschenden Luthertum war der Katholizismus mit seinen Enklaven im Eichsfeld, im westlichen Thüringen rund um Geisa sowie in der bikonfessionellen Stadt Erfurt sehr präsent. In Schmalkalden und anderswo gewannen die Reformierten im 17. Jahrhundert vereinzelt an Zulauf. An verschiedenen Orten entstanden kleine jüdische Gemeinden, besonders in Schmalkalden, Nordhausen und Mühlhausen. Auch innerhalb des Luthertums begann ein Prozess der Ausdifferenzierung. Bewegungen wie der Pietismus oder die Herrnhuter Brüdergemeine pflegten besondere Formen der Frömmigkeit. Diese Pluralität war neu. Der Umgang mit ihr musste erst erlernt werden. Sichtbar wird eine Gesellschaft in Bewegung, die auch in den lutherischen Kernländern vielfältiger war, als oft angenommen wird.
Gegenstand der Ausstellung sind im Einzelnen Konflikte, Polemiken, Glaubenswechsel, Migrationen und die je spezifischen Glaubenspraktiken. Neben den Exponaten der Forschungsbibliothek Gotha werden herausragende Leihgaben von Thüringer Institutionen aus Arnstadt, Erfurt, Geisa, Gotha, Jena und Schmalkalden die Ausstellung bereichern. So wird das Modell des Ursulinenklosters aus der Puppenstadt Mon Plaisir des Schlossmuseums Arnstadt erstmals an einem anderen Ort zu sehen sein. Von der Katholischen Kirchengemeinde in Gotha wird eine spätgotische Monstranz ausgestellt, die den Neubeginn dieser Gemeinde im späten 18. Jahrhundert markiert.
Die Ausstellung wird im Spiegelsaal der Forschungsbibliothek auf Schloss Friedenstein gezeigt und ist täglich dienstags bis sonntags sowie an den gesetzlichen Feiertagen von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Sie findet mit großzügiger finanzieller Unterstützung der Thüringer Staatskanzlei sowie des Freudeskreises der Forschungsbibliothek Gotha statt, der auch Mitveranstalter ist.
Zur Eröffnung erscheint ein reich illustrierter, umfangreicher Katalog. Er umfasst elf Fachbeiträge zur konfessionellen Situation in Thüringen sowie einen ausführlichen Katalogteil.
Sascha Salatowsky (Hrsg.)
Im Kampf um die Seelen – Glauben im Thüringen der Frühen Neuzeit
(Veröffentlichungen der Forschungsbibliothek Gotha, Bd. 54)
339 Seiten (Hardcover)
ISBN 978-3-910027-34-3
36,80 EUR
Der Katalog kann unter Tel.: 0361/737-5540 oder per E-Mai: bibliothek.gotha(at)uni-erfurt.de bestellt werden.
Darüber hinaus gibt es eine virtuelle Ausstellung, die bereits jetzt unter https://projekte.uni-erfurt.de/im-kampf-um-die-seelen zu sehen ist.
Die Veranstaltung wird außerdem von vier öffentlichen Vorträgen begleitet. Den Auftakt macht am 3. Mai um 18.15 Uhr Prof. em. Dr. Christel Köhle-Hezinger (Jena). Es folgen Vorträge von Dr. Sascha Salatowsky (Gotha) am 17. Mai, von PD Dr. Kai Bremer (Gießen) am 7. Juni sowie von Dr. Sebastian Holzbrecher (Erfurt) am 28. Juni.
Weitere Informationen / Kontakt:
Dr. Sascha Salatowsky
(Pressemitteilung 28-2017 vom 24. April 2017)