Im Rahmen der Tagung sollen mögliche Forschungswege und Quellen für die Untersuchung religiöser Phänomene erkundet werden, die mit dem städtischen Raum in Verbindung stehen oder dort produziert werden, aber auch außerhalb der Städte verbreitet und angepasst werden.
Die Konferenz ist eine Einladung, urban religion als eine prozessuale Kategorie zu denken, die den Versuch unternimmt, jede topografische Grenze zwischen vermeintlich ländlichen und städtischen religiösen Traditionen zu verwischen und zu betonen. Den Organisatoren geht es dabei nicht darum, den Ursprung religiöser Praktiken oder Organisationsformen auf territoriale Lebensräume zu fixieren oder ihren Fortbestand auf räumliche Determinanten zu beschränken (und damit selbst an der Produktion von Urbanität und Ländlichkeit mitzuwirken). Vielmehr geht es darum, den ständigen Verkehr religiöser Zeichen, Träger*innen, Praktiken und Institutionen über eine mehr oder weniger von außen gezogene Stadtgrenze hinweg zu beobachten und zu interpretieren. Die Organisatoren sind überzeugt, dass so auch ihre Veränderungen unter verschiedenen sozialräumlichen Bedingungen nachgezeichnet werden kann. Auch hier steht nicht die Analyse von als städtisch oder ländlich markierbaren Phänomenen im Vordergrund, sondern die Untermauerung solcher Veränderungen durch Quellen, die sich über längere Zeiträume erstrecken, oder durch serielle Daten.
Innerhalb des breiten Spektrums möglicher Bewegungen konzentriert sich die Forschungsgruppe auf die Diffusion aus den Städten und Gemeinden heraus in ihr direktes Umland. Dabei interessieren Fragen wie:
- Welche religiösen Phänomene waren außerhalb von Städten verbreitet?
- Wie wurden sie als städtisch markiert, wahrgenommen oder "unsichtbar" gemacht?
- Wer waren die Akteur:innen der Verbreitung? Wie verhielten sie sich zum Rest der ländlichen Gesellschaft?
- Unter welchen Bedingungen wurde religiöser Wandel jenseits solcher Akteur:innen herbeigeführt?
- Wie wurde der Wandel konzeptualisiert, vielleicht sogar explizit räumlich begründet? Wie wurde er als städtisch oder ländlich neu verhandelt?
- Wie wirkte sich eine solche Ruralität in religiöser Hinsicht auf die städtische Religion aus?
- Welche Quellen(typen) sind für die Analyse solcher Prozesse (besonders) aufschlussreich und warum?
Im Rahmen der Tagung sind Beiträge von Handan Aksünger-Kizil (Wien), Roberto Alciati (Florenz), William Elison (Santa Barbara), Laszlo Ferenczi (Prag), Audrey Ferlut (Lyon), Valentino Gasparini (Madrid), Barbara Happe (Jena), Jens-Uwe Hartmann (München), Marietta Horster (Mainz), Elisa Iori (Erfurt), Sara Keller (Erfurt), Rachna Mehra (Delhi), Katharina Mersch (Bochum), Jörg Rüpke & Emiliano R. Urciuoli (Erfurt), Yogesh Snehi (Delhi), Marika Vicziany (Melbourne), Benno Werlen (Jena) und Ingrid Würth (Potsdam) geplant.