Das einzige weltliche Werk, das in der "Goethezeit" in einigen hunderttausend Exemplaren aufgelegt und von mehr als einer Million Menschen in Deutschland gelesen wurde, war ein in Gotha geschriebenes, gedrucktes und verlegtes Buch, nämlich das „Noth- und Hülfs-Büchlein“ von Rudolph Zacharias Becker (1752–1822), der als Volksaufklärer, Publizist und Verleger einer der reichsweit wirkungsmächtigsten Schriftsteller im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert gewesen ist.
Den 200. Todestag Beckers in diesem Jahr nimmt das Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt zum Anlass, eine dreitägige internationale Konferenz auszurichten, bei der nicht nur die Werke dieses vielseitigen Mannes, sondern das ganze Gefüge von Literaten und Gelehrten in der Residenz des Fürstentums in Blick genommen werden soll.
Während in Weimar und Jena Klassik und Romantik prosperierten, gediehen im benachbarten Gotha vor allem Theater, Volksaufklärung, Presse, Geheimbünde und Astronomie. Der fortschrittliche Herzog Ernst II. war führendes Mitglied des Illuminatenordens, beschützte dessen Gründer Adam Weishaupt und hütete die bis heute legendäre „Schwedenkiste“, die seit einigen Jahren in Gotha schrittweise erschlossen und systematisch ausgewertet wird. In öffentlichen Gesellschaften wie auch in (semi-) arkanen Zirkeln spielten neben Becker der Schriftsteller Friedrich Wilhelm Gotter, der Publizist Schack Hermann Ewald, der Theaterchronist Heinrich August Ottokar Reichard, der Philologe Friedrich Jacobs, der Komponist Georg Benda sowie Verleger wie Carl Wilhelm Ettinger und Justus Perthes führende Rollen.
Gestaltet wird die Konferenz von Prof. Dr. Martin Mulsow und Dr. Dirk Sangmeister, koordiniert wird sie von Kristina Petri. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.