Die Bände dieser Ausstellung entstammen einer Privatsammlung und versuchen, einen Querschnitt durch die Taschenbuchproduktion der fünfziger Jahre zu zeigen. Generell liegt das Augenmerk auf dem „Lesefutter“, also den belletristischen Werken. Zwar erreichten auch manche Sachbücher hohe Auflagenzahlen, doch waren diese Bände so gut wie nie auf den unmittelbaren Konsum einer breiten Öffentlichkeit angelegt. Generell sind die Taschenbücher des Rowohlt-Verlages in der vorliegenden Präsentation stark vertreten; dies spiegelt aber lediglich die lange Zeit vorherrschende Position dieser Reihe auf dem deutschen Taschenbuchmarkt wieder. Mit dem Startvorteil und hervorragenden Lizenzen ausgestattet, wurde das Markenzeichen „rororo“ zum Synonym für Taschenbücher schlechthin, bis die Ausweitung des Marktes in den sechziger Jahren dies relativierte. Die rororo-Einbände wurden grundsätzlich – soweit nicht anders vermerkt – von dem Illustratorenteam Karl Gröning jr. und Gisela Pferdmenges gestaltet.
Von den Zeitungsromanen als historische Vorläufer im Nachkriegsdeutschland an sind alle wesentlichen Entwicklungen abgedeckt. Nicht nur wegen des Platzmangels bricht die Präsentation mit den ersten dtv-Ausgaben Ende 1961 ab: einmal läutete das Engagement elf renommierter Großverlage im dtv das Ende der Gründerjahre auf dem Taschenbuchsektor ein – die einstmals belächelten Billigprodukte hatten sich zur angesehenen Buchgattung gemausert. Und zum anderen ist ja gerade die Gestaltung der heute vergriffenen frühen Taschenbücher von besonderem Interesse, so z.B. die vor- und rückseitigen Einbände der rororoReihe, die in dieser Form bisher nicht präsentiert wurden.
Hier stellt sich bereits die grundsätzliche Frage, was eine Ausstellung von Büchern überhaupt leisten kann. Der Betrachter kommt in erster Linie nicht zum Lesen (was man normalerweise mit Büchern tut), sondern – wie der Name bereits sagt – zum betrachten. So steht auch in der vorliegenden Präsentation weniger der Inhalt, sondern vielmehr die Gestaltung der Taschenbücher im Vordergrund. Neun rein subjektiv ausgewählte und sich zum Teil auch überschneidende Merkmale strukturieren den Aufbau und fassen einige charakteristische Einbände zusammen. Gleichwohl wurde trotz dieser eher oberflächlich anmutenden Selektionsregel versucht, innerhalb der jeweiligen Merkmale die literarisch bedeutsamsten Titel jener Zeit zu versammeln.
Von vornherein rein inhaltlich angelegt sind drei kleinere Abteilungen, die direkt aus der Soziologie des Taschenbuchs und dessen Rezeption abgeleitet sind. Einzelne Autoren illustrieren die Ausschnitte aus der Literaturgeschichte des Taschenbuchs. Daneben bilden die Randbereiche „Bestseller“ und seltene Kuriositäten das Auflagenspektrum der Taschenbuchproduktion ab.
Die historische Komponente spannt eine „Galerie der Taschenbuchreihen“ auf. Hier ist zur Einführung in chronologischer Folge (soweit verfügbar) jede einigermaßen bedeutende Serie mit ihrer ersten Nummer vertreten. Für kleinere Reihen wurde teilweise deren wichtigste Veröffentlichung ausgewählt, sofern diese nicht anderweitig untergebracht werden konnte. Einige direkte Vorläufer der Taschenbücher aus deutschen Verlagen runden diesen Teil ab. Allgemein werden die Buchbeispiele illustriert durch Sekundärquellen wie zeitgenössische Rezensionen, Autorenbiografien, Werbemittel oder andere, neuere Taschenbücher.
Vorrede in der Begleitbroschüre zur zweiten Ausstellungsstation in Stuttgart (1990)