Mehr Kooperationen, mehr Wissenstransfer

Mehr Kooperation untereinander und mehr Wissenstransfer in Wirtschaft und Gesellschaft: Das sind zwei zentrale Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Thüringer Hochschullandschaft, die eine Arbeitsgruppe im Auftrag des Wissenschaftsministeriums und der Thüringer Landespräsidentenkonferenz (TLPK) in den vergangenen anderthalb Jahren erarbeitet hat. Beteiligt war auch die Universität Erfurt. Die Ergebnisse der Arbeit finden sich im Papier „Hochschulentwicklung in Thüringen 2030+“, das jetzt in der Landeswissenschaftskonferenz diskutiert wurde.

Die Empfehlungen sollen Eingang in die weitere Hochschulentwicklungsplanung des Landes, die Rahmenvereinbarung VI und die individuellen Struktur- und Entwicklungspläne der einzelnen Hochschulen finden. In den kommenden Monaten sind vertiefende Informationsgespräche an allen Hochschulstandorten geplant. Zunächst wird das Papier aber dem Wissenschaftsausschuss des Thüringer Landtags zugeleitet.

Das Empfehlungspapier der AG „Hochschulentwicklung 2030+“ gliedert sich in fünf Bereiche: „Hochschulen in der Gesellschaft“, „Wissensgewinnung und ‑transfer“, „Hochschulbildung“, „Hochschulorganisation“ sowie „Finanzierung und bauliche Infrastruktur“. Zu den darin enthaltenen Vorschlägen zählen u. a.

  • eine stärkere Profilierung der einzelnen Hochschulen und Universitäten, um ihre Kompetenzen zu stärken und ihre Sichtbarkeit national und international weiter zu verbessern;
  • eine engere Zusammenarbeit in Bereichen wie Verwaltung, IT-Dienstleistungen, Bibliotheks- und Archivwesen;
  • eine Ausweitung akademischer Weiterbildungsangebote, um von der Nachfrage nach berufsbegleitenden Studienangeboten und dem Trend zu lebenslangem Lernen künftig besser profitieren zu können;
  • eine größere Rolle der Hochschulen als „regionale Innovationsmotoren“ durch Stärkung des Wissenstransfers in Wirtschaft und Gesellschaft sowie
  • neue Finanzierungsmodelle und vereinfachte Verfahren im Hochschulbau.

Im Bereich der Lehre müssten sich danach die Hochschulen auf eine wachsende Heterogenität von Herkunft und Lebenssituation der Studierendenschaft einstellen. Dabei gehe es darum, Studienangebote flexibel zu gestalten, innovative Themen und Trends (wie z. B. Digitalisierung und Nachhaltigkeit) in die Lehrpläne einzubeziehen, neue digitale Lehrformate einzuführen und die individuelle Betreuung der Studierenden – etwa durch Ansätze wie das akademische Mentoring – zu verbessern.

Von der AG „Hochschulentwicklung in Thüringen 2030+“ wird darüber hinaus ein gemeinsames, landesweites hochschuldidaktisches Weiterbildungsprogramm vorgeschlagen. Besondere Leistungen in der Wissensvermittlung sollten überdies mit einem „Thüringer Lehrpreis“ gewürdigt werden. Und schließlich sollen Alleinstellungsmerkmale der Thüringer Hochschullandschaft wie die auch im Bundesvergleich hervorragende Betreuungsverhältnisse und die starke Ausrichtung auf die Ingenieurwissenschaften künftig noch besser für eine Profilierung des Hochschulstandorts Thüringen insgesamt genutzt werden.

Hintergrund AG Hochschulentwicklung 2030+

Die AG Hochschulentwicklung 2030+ wurde vom Wissenschaftsministerium und der Thüringer Landespräsidentenkonferenz Mitte 2021 eingesetzt. Ihr gehörten insgesamt 21 Mitglieder an, darunter die Präsidentinnen und Präsidenten der Thüringer Hochschulen, Expertinnen und Experten aus der bundesdeutschen Hochschullandschaft sowie Mitglieder des Hauptpersonalrats und der Konferenz der Thüringer Studierendenschaften. Ziel der Arbeitsgruppe war es, die Hochschulen des Landes und die Perspektiven des Landeshochschulsystems bis zum Jahr 2030 einer kritischen Reflexion zu unterziehen. Die Empfehlungen der Arbeitsgruppe sollen in die zukünftige Hochschulpolitik einfließen.