„Stadt und Religion sind keine Gegensätze, wie man lange vermutet hat“, sagt Rüpke. „Vielmehr waren sie von Anfang an Faktoren, die sich gegenseitig intensiv beeinflusst und wechselseitig verändert haben.“ Auf knapp 250 Seiten wird dies in seinem neuen Buch mit einem weiten Blick von den ersten Städten bis in die Gegenwart veranschaulicht. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf den in der Antike einsetzenden Verstädterungsprozessen. Vor allem am Beispiel Rom zeigt Rüpke, wie religiöse Vorstellungen und Praktiken, Gottesbilder, Mythen und Rituale, halfen, in einer Stadt heimisch zu werden. Das schließt Integration ein, aber auch die Ausbildung eigener Identität und Überzeugungen. Religion erlaubt Nischenbildung und Pluralität. Sie führt aber auch zur Identifikation mit einer Stadt, die über Krisen hinweg Städte widerstandsfähiger, „resilienter“ macht. Religionen, das ist das wohl überraschendste Ergebnis, werden dabei selbst tiefgreifend verändert.
Susanne Rau, Historikerin und Sprecherin der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft seit Ende 2018 geförderten Kolleg-Forschungsgruppe „Religion und Urbanität“, freut sich, dass so schnell erste Ergebnisse erzielt werden konnten: „Mit unserer Forschungsausrichtung und der intensiven internationalen Zusammenarbeit mit Fellows aus Indien, Europa und Amerika sind wir auf einem viel versprechenden Weg.“ Weitere spannende Forschungsergebnisse sind also zu erwarten.
Jörg Rüpke
Urban religion: A historical approach to urban growth and historical change
Berlin/New York: Walter de Gruyter, 2020
ISBN: 978-3-11-063136-4
248 Seiten
24,95 EUR