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Philipp Meyer erhält „Landesgeschichtlichen Forschungspreis für Industriekultur“

Für seine 2019 an der Universität Erfurt vorgelegte Dissertation "Kartographie und Weltanschauung. Visuelle Wissensproduktion im Verlag Justus Perthes 1890–1945" ist Philipp Meyer jetzt mit dem „Landesgeschichtlichen Forschungspreis für Industriekultur“ 2021 ausgezeichnet worden. Der Preis ist mit 3000 Euro dotiert.

Meyer beschäftigt sich in seiner Dissertation an der Professur für Geschichte und Kulturen der Räume in der Neuzeit der Universität Erfurt mit visueller Wissensproduktion im Gothaer Verlag Justus Perthes von 1890 bis 1945. Denn Landkarten sind vielseitige Medien: Mit ihnen werden Ressourcen erschlossen, militärische Operationen geplant, politische Forderungen symbolisiert, wissenschaftliche Erkenntnisse präsentiert und Wohnungen geschmückt. Sie vermitteln stets eine bestimmte Sicht auf die Welt, die auch durch die Kartografen und deren visuelles Wissen geprägt ist. Bei der Analyse von Karten geraten diese Protagonisten der Weltbildproduktion jedoch oftmals in den Hintergrund.

Philipp Meyer stellt mit Hermann Haack (1872–1966) und Paul Langhans (1867–1952) zwei äußerst produktive Kartographen in den Mittelpunkt seiner Studie. Beide prägten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts den zeitgenössisch renommiertesten deutschen Verlag kartografischer Erzeugnisse: Justus Perthes in Gotha. Anhand von Haack und Langhans untersucht Meyer, wie im Zeitalter von Kolonialbewegung und nationalistischen Diskursen völkische und rassistische Deutungsmuster in den Karten visuell übersetzt wurden.

Dabei wird die Beziehung von Politik und Kartografie im Hinblick auf den Zusammenhang von wirtschaftlichen Verlagsinteressen und der visuellen Gestaltung von Karten beleuchtet.

Philipp Julius Meyer ist Historiker mit dem Arbeitsschwerpunkt Geschichte der Kartografie und war Doktorand an der Professur für Geschichte und Kulturen der Räume in der Neuzeit an der Universität Erfurt. Seit 2020 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leibniz-Institut für Länderkunde in Leipzig. Seine Arbeit ist 2021 im Verlag Wallstein erschienen.

Hintergrund

Obwohl es in Thüringen Mitte des 19. Jahrhunderts durch technische Neuerungen und Veränderungen der Produktionsweise zu einem fundamentalen Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft kam, der sich auch auf die Lebenswelt der Menschen auswirkte und von einer zunehmenden Demokratisierung des politischen Systems begleitet war, mit sichtbaren Folgen bis heute, hat sich die Forschung mit dem Industrialisierungsprozess Thüringens und seinen Auswirkungen bisher nur am Rande beschäftigt. Deshalb hatte die „Historische Kommission für Thüringen“ zusammen mit der Thüringer Staatskanzlei 2021 erneut dazu aufgerufen, Industrialisierung, Industriekultur und soziale Bewegungen zu untersuchen. Als Anreiz diente ein in öffentlichem Wettbewerb ausgelobter landesgeschichtlicher Preis. Mit ihm sollen neuere Forschungen im Bereich der Wirtschafts- und Sozialgeschichte, der Industriekultur und der damit verbundenen Nachbardisziplinen ausgezeichnet werden. Zentrales Kriterium für die Preiswürdigkeit der Arbeiten ist neben ihrer wissenschaftlichen Relevanz ein konkreter Bezug zum Freistaat Thüringen.