Band 4 der Reihe Diskursivierung von Wissen in der Frühen Neuzeit
Oldenbourg: De Gruyter, 2021
278 Seiten
59,95 EUR
ISBN Printausgabe: 9783110725179
ISBN E-Book: 9783110725193
Religionen bedürfen materieller Medien als Kommunikatoren des Göttlichen. Im Zuge der frühneuzeitlichen Religionskonflikte, allen voran der vom Erfurter Absolventen Martin Luther ausgehenden Reformation, wurde über diese Kommunikation gestritten. Die Kontroversen reichten von grundsätzlicher Ablehnung von Medien als ‚gefallener Materie‘ bis zur Verteidigung ihres Zugangs zu Gott.
Aussagen über sakrale oder diabolische Medienpraktiken schließen deshalb Aussagen über konfessionelle Standpunkte mit ein. Religiös motivierte Medienkonflikte erweisen sich sowohl als Konkurrenzen zwischen unterschiedlichen Medientypen (Sprache, Musik, Bild) und Medienformaten (gedrucktes Buch, Theater, Liturgie, Architektur) als auch zwischen unterschiedlichen Auffassungen von Medialität selbst. Die Beiträge des Sammelbandes beleuchten exemplarisch solche Konflikt-Konstellationen zwischen Medien, mit Medien und in Medien vom 16. bis zum 18. Jahrhundert in allen Teilen Europas. Unter anderem kommen literarische Texte von Shakespeare und Milton sowie Flugschriften unterschiedlicher Provenienz zur Sprache, aber auch Drucke, Embleme und Gemälde zur Anschauung. Insgesamt erweist sich dieser Zeitraum als ‚Sattelzeit‘ der europäischen Mediengeschichte mit spürbaren Auswirkungen bis in die heutige Zeit.
Es zeigt sich, dass Auseinandersetzungen über die erlaubte Darstellung des Göttlichen in den Medien nicht nur zwischen den Religionen, sondern insbesondere auch innerhalb des Christentums selbst stattfinden und religiöse Medienkonflikte daher beileibe nicht nur die Gegenwart betreffen. Hervorgegangen ist der Band aus einer von Kai Merten und Claus-Michael Ort am Forschungszentrum Gotha organisierten Tagung. Das Buch verbindet literatur-/kulturwissenschaftliche Interessen mit denen von Religionswissenschaft, Medienwissenschaft und Früher-Neuzeit-Forschung.