Schmidt beschreibt darin den Flaneur und die Flanerie als kulturelles Phänomen, das sich seit dem 19. Jahrhundert in Übersetzungs- und Umbenennungsprozessen herausgebildet hat und für das Grenzen zwischen Kulturen und Literaturen längst irrelevant geworden sind. Am Beispiel der tschechischen Literatur zeigt die Wissenschaftlerin, dass der Flaneur kein französisches oder deutsches, sondern selbstverständlich ein literarisches Phänomen und prinzipiell in allen Literaturen anzutreffen ist. Bis in die neueste tschechische Literatur von Michal Ajvaz, Miloš Urban und Jaroslav Rudiš sind zahlreiche Verknüpfungen zu verfolgen, mittels derer sich für die tschechische Literatur eine eigene Variante des Flanerie-Konzepts entwickelt.
Der Otokar-Fischer-Preis ist einer der größten Ehrungen auf dem Gebiet der tschechischen Studien, der sogenannten Bohemistik. Er hebt die bedeutendsten deutschen Anregungen zur Bohemistik und der tschechischen Kulturforschung hervor. Der Preis wird von einer deutsch-tschechischen Jury Deutsch schreibender Autoren vergeben für eine außergewöhnliche Publikationsleistung auf dem Gebiet bohemistischer Forschung im weiteren Sinne, d.h. auf dem Gebiet der tschechischen Literaturgeschichte, Sprachwissenschaft, Kunstgeschichte, Architektur, Theater, Musik oder Film etc.
Die diesjährige Preisverleihung findet am 16. Mai im Prager Goethe-Institut statt. Dr. Nora Schmidt hält zu diesem Anlass einen Ehrenvortrag.