Ringvorlesung: Rechtsextremismus im ländlichen Raum

Über "Neue Gefahren? Völkischer Rechtsextremismus im ländlichen Raum" spricht am Dienstag, 20. November, Marius Hellwig im Rahmen der öffentlichen Ringvorlesung von Universität und Fachhochschule Erfurt. Beginn ist 18 Uhr im Audimax der Fachhochschule Erfurt, der Eintritt ist frei.

Ob völkische Zeltlager, bei denen Kinder das Horst-Wessel-Lied singen, Sonnenwendfeiern, auf denen der Hitlergruß gezeigt wird oder gesellige Abende, zu denen offen Holocaustleugner eingeladen werden: Die völkische Szene ist in Deutschland seit Jahrzehnten aktiv. Dass sie in der Öffentlichkeit meist unbekannt ist oder ihre Akteure nicht als rechtsextreme Ideologen wahrgenommen werden, hängt oft mit der Abgeschiedenheit des ländlichen Raumes zusammen, in dem sie bevorzugt auftreten. Besonders Frauen, die weithin als friedfertig gelten und in ihrer Rolle als Mutter nicht als rechtsextrem vorstellbar scheinen, profitieren von dieser Fehlwahrnehmung.

Der ländliche Raum hat im Weltbild und der Strategie von Rechtsextremen einen hohen Stellenwert: Hier versuchen sie, strategisch Räume zu ergreifen, um ihr völkisches Weltbild aktiv leben zu können und eine Zukunftsvision für ihr langfristiges politisches Projekt zu entwerfen. Diese Erfahrbarkeit völkischer Lebensgestaltung eint die Szene nach innen: Durch rechtsextreme Alltagspraktiken werden zentrale Ideologeme wie Rassismus, Antisemitismus, Antifeminismus an die Kinder vermittelt. Ideologie, Lebensführung und politische Strategie verschmelzen bei völkischen Nationalisten miteinander. Daraus entstehen spezifische Problematiken für die Analyse und für die politische Praxis im Umgang mit völkischem Rechtsextremismus.

Der Vortrag von Marius Hellwig wird das Phänomen des völkischen Rechtsextremismus im ländlichen Raum mit einem besonderen Fokus auf Gender und die Situation in Thüringen in den Blick nehmen und Handlungsmöglichkeiten für den Umgang mit diesem vorstellen. Was kann die Zivilgesellschaft tun, um rechtsextremen Siedlungsbewegungen entgegenzusteuern? Wie können wir mit völkischen Rechtsextremen in unserem Alltag in Bildungseinrichtungen, Berufsumfeld oder unmittelbarer Nachbarschaft umgehen?

Marius Hellwig ist bei der Amadeu Antonio Stiftung beschäftigt und dort Referent für völkischen Rechtsextremismus im ländlichen Raum bei der Fachstelle Gender, Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und Rechtsextremismus.
 
Weitere Informationen finden Sie unter: www.uni-erfurt.de/ringvorlesung.