SPF Bildung. Schule. Verhalten. Philosophische Fakultät

Ernährung, Gesundheit und soziale Ordnung: Deutschland und die USA

Jürgen Martschukat: Das Forschungsvorhaben hat zum Ziel, die Bedeutung von Ernährung und Gesundheit für die Ordnung moderner Gesellschaften vom 19. Jh. bis zur Gegenwart herauszuarbeiten. Der empirische Fokus liegt auf den USA und Deutschland, so dass regionale Differenzen aber auch Verflechtungsdynamiken in sich globalisierenden Konstellationen deutlich werden.

Laufzeit
10/2015 - 10/2018

Finanzierung
VolkswagenStiftung :
1 000 000 Euro

Projektleitung

Prof. Dr. Jürgen Martschukat
Inhaber der Professur für Nordamerikanische Geschichte (Historisches Seminar)

Das Forschungsvorhaben hat zum Ziel, die Bedeutung von Ernährung und Gesundheit für die Ordnung moderner Gesellschaften vom 19. Jh. bis zur Gegenwart herauszuarbeiten. Der empirische Fokus liegt auf den USA und Deutschland, so dass regionale Differenzen aber auch Verflechtungsdynamiken in sich globalisierenden Konstellationen deutlich werden. Durch die Verbindung gesundheitswissenschaftlicher, soziologischer, kultur- und geschichtswissenschaftlicher Analysen lässt sich zeigen, wie Gesundheit als regulierendes Ideal in das Zentrum einer Gesellschaft gerückt ist, die auf Leistungsfähigkeit und Fitness ausgerichtet ist und die dabei das ‚erfolgreiche Selbst’ zum Maßstab macht. Der Forschungsverbund versteht diese Zusammenhänge als Teil von „Biopolitik“ (Foucault), die sich historisch und gesellschaftlich, kulturell und handlungspraktisch spezifisch ausbildet und materialisiert – dabei jedoch immer auch in Medien, Politik, Wissenschaft und alltäglicher Lebenswelt kontrovers verhandelt wird.

Unser Verbund untersucht kritisch, wie der Nexus von Ernährung und Gesundheit moderne Gesellschaften um ein erfolgreiches Selbst herum organisiert und reguliert, moralische Urteile über ‚gute‘ und ‚schlechte‘ Lebensführung nahelegt und gesellschaftliche Positionen von Menschen beeinflusst. Der Projektverbund wird die Verbindungen, die zwischen Fettleibigkeit, Gesundheit, Selbstverantwortung und Gesellschaftskrise hergestellt werden, historisch, soziologisch und gesundheitswissenschaftlich verorten, empirisch untersuchen und so die Evidenz von Gesundheit als Norm problematisieren. Methodisch schließt das Projekt an die Soziologie und Geschichte des Körpers, die critical ability studies und die Gouvernementalitätsstudien an. Dabei kommen unterschiedliche theoretische wie methodische Instrumente zur Anwendung, die zudem aufeinander bezogen und so weiter entwickelt werden: Diskursanalyse, Praxeologie (ANT), Literaturreview, quantitative Repräsentativbefragungen, Medien- und Bildanalyse usw.