SPF Bildung. Schule. Verhalten. Erziehungswissenschaftliche Fakultät

InklusiBuS - Inklusive Berufsbildung und Situationsdefinition

Matthias Vonken: Lehr-Lern-Prozesse stellen Handlungssituationen dar, die davon abhängen, dass die daran beteiligten Akteur*innen ein vergleichbares Verständnis für sie haben, mit anderen Worten Situationen vergleichbar definieren. In Bezug auf inklusive Lehr-Lern-Settings stellt sich dabei die besondere Herausforderung, dass die Lebenswelten - vor deren Hintergrund Situationsdefinitionen der Teilnehmenden geschehen - umso disparater, je heterogener die Gruppen sind. Fällt es in homogenen Gruppen noch relativ leicht, die Lebenswelt eines Gegenübers aufgrund der relativen Ähnlichkeiten zu verstehen und ggf. zu akzeptieren, so wird dieser Prozess mit zunehmender Entfernung der Lebenswelt von der jeweils eigenen schwieriger. Die erste Frage, die es zu klären gilt, um inklusive Lehr-Lern-Settings zu befördern, muss daher sein, wie Pädagog*innen Zugang zum Verständnis (im Sinne von Begreifen) von disparaten Lebenswelten erhalten können.

Laufzeit
11/2017 - 10/2020

Finanzierung
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) :
390 000 Euro

Projektleitung

(apl.) Prof. Dr. Matthias Vonken
Leiter des Fachgebiets für Berufspädagogik und Weiterbildung (Erziehungswissenschaftliche Fakultät)
Rainer Benkmann
Ehemaliger Professor für Pädagogik bei Lernbeeinträchtigungen (Erziehungswissenschaftliche Fakultät)

Team

Jens Reißland

Tim Thonagel

Jeanette König-Wendel

Lehr-Lern-Prozesse stellen Handlungssituationen dar, die davon abhängen, dass die daran beteiligten Akteur*innen ein vergleichbares Verständnis für sie haben, mit anderen Worten Situationen vergleichbar definieren. In Bezug auf inklusive Lehr-Lern-Settings stellt sich dabei die besondere Herausforderung, dass die Lebenswelten - vor deren Hintergrund Situationsdefinitionen der Teilnehmenden geschehen - umso disparater, je heterogener die Gruppen sind. Fällt es in homogenen Gruppen noch relativ leicht, die Lebenswelt eines Gegenübers aufgrund der relativen Ähnlichkeiten zu verstehen und ggf. zu akzeptieren, so wird dieser Prozess mit zunehmender Entfernung der Lebenswelt von der jeweils eigenen schwieriger. Die erste Frage, die es zu klären gilt, um inklusive Lehr-Lern-Settings zu befördern, muss daher sein, wie Pädagog*innen Zugang zum Verständnis (im Sinne von Begreifen) von disparaten Lebenswelten erhalten können.

Üblicherweise versuchen Pädagog*innen anhand von sonderpädagogischen Gutachten, selbst gewählten Diagnoseinstrumenten, bestehenden Schülerakten oder sonstigen Fremdeinschätzungen, eine Einordnung des Gegenübers vorzunehmen, was notwendigerweise subjektiv ist und in Relation zu einer ebenfalls subjektiv gesetzten Normalität steht. So entstehen eher Etikettierungen und Stigmatisierungen, die Inklusion behindern. Ein Anhaltspunkt, der den Zugang zum Verstehensprozess der Pädagog*innen erleichtern könnte, sind dagegen kritische Situationen im Sinne von Situationen, in denen Lehrende und Lernende wahrnehmen, dass sie ihr Gegenüber und dessen Intentionen nicht „verstehen“, also keine vertrauten Handlungsmuster erkennen/abrufen können oder davon ausgehen, vom Gegenüber nicht verstanden zu werden. In diesen Momenten beginnt bewusst oder unbewusst – so die Annahme – ein Reflexionsprozess über den jeweiligen Zugang des Anderen zur Welt. Zunächst ist jedoch unklar, was genau in den Menschen dabei vorgeht und wie sie letztlich das Problem des Verstehens der Lebenswelt des Anderen lösen. Um Zugänge zur Situationsdefinition von Menschen zu erhalten, soll eine empirische Untersuchung zu den Grundlagen der Ermöglichung inklusiven Lehrens und Lernens in der Ausbildung in Betrieben und berufsbildenden Schulen durchgeführt werden.

Profilfeld

Bildung. Schule. Verhalten.