Am 30. August 1906 bittet Martin Schreiner, bei dem im April 1902 im Alter von 39 Jahren eine Geisteskrankheit diagnostiziert worden war und der aus dem „Sanatorium Berolinum“ in Berlin-Lankwitz schrieb, den Bibliothekar der „Lehranstalt für die Wissenschaft des Judentums“ in Berlin, ihm einige Bücher zuzusenden, in der Hoffnung, bald entlassen zu werden. Der Brief ist das letzte schriftliche Zeugnis Schreiners. Seine Geisteskrankheit beendete schmerzhaft und plötzlich die reiche, wenn auch kurze Karriere eines produktiven und vielseitigen Gelehrten und eines der wichtigsten Vertreter der Wissenschaft des Judentums, der sich gleichzeitig mit dem Studium des Islam beschäftigte. Der Vortrag skizziert den intellektuellen Werdegang Schreiners von seiner Studienzeit in Budapest bis zu seiner aktiven Zeit in Berlin, Dezember 1893 bis 1902, als die reichen Handschriftenbestände der Königlichen Bibliothek ihm völlig neue Perspektiven eröffneten.