Katholisch-Theologische Fakultät SPF Religion. Gesellschaft. Weltbeziehung. Forschung

Zwischen Erfahrung und Erinnerung: Bildungs(um)wege christlicher DDR-Bürger*innen von der sozialistischen Gesellschaft bis in die Gegenwart

Teilprojekt im Forschungsverbund "Diktaturerfahrung und Transformation". Das Forschungsprojekt gründet auf der Feststellung, dass Benachteiligungen junger Christ*innen in der DDR zumeist in engem Zusammenhang mit sozialistischen Bildungsinstitutionen erinnert werden. Deshalb rückt die historische Untersuchung Erzählungen, Praktiken und Strukturen von Ungleichheiten im Bildungssystem in den Mittelpunkt und erforscht (Aus-)Bildungs(um)wege christlicher DDR-Bürger*innen.

Laufzeit
01/2019 - 12/2022

Laufzeit
10/2023 - 09/2025

Finanzierung
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)

Projektleitung

Prof. Dr. Jörg Seiler
Inhaber der Professur für Kirchengeschichte des Mittelalters und der Neuzeit (Katholisch-Theologische Fakultät)

Team

Wissenschaftliche Hilfskräfte

Maria Korten

Hauptprojekt

Für das Projekt werden unterschiedliche Perspektiven betrachtet: Zum einen rücken anhand privater und staatlicher Überlieferungen institutionengebundene Bildungsübergänge in den Blick. Welche Akteure wirkten bei sozialen, politischen und ideologischen Bevorzugungen und Gegenprivilegierungen lokal zusammen? Wie veränderten sich Ermöglichungs- und Verhinderungskonstellationen vor dem Hintergrund des Wandels der Bildungsinstitutionen zwischen 1961 und 1990? Wie erschufen sich Christ*innen Handlungsspielräume?

Zum anderen werden mithilfe von Zeitzeug*innenbefragungen vielgestaltige individuelle Bildungserinnerungen untersucht. Von welchen Erfahrungen wird wie berichtet? Wie deuten die Befragten die Vergangenheit in individueller und gesellschaftlicher Hinsicht? Wie interpretieren sie ihre Bildungswege in Bezug auf die Wiedervereinigung 1989/​90? Wie gestalten sie ihre Bildungsbiografien bis in die Gegenwart hinein?

Daran anschließend sollen Gegensätze und Gemeinsamkeiten von unterschiedlichen Bildungsvorstellungen in der (post)sozialistischen Gesellschaft diskutiert werden. Welche alltäglichen Bildungswirklichkeiten bildeten sich in der Erziehungs- und Fürsorgediktatur heraus? Welche alternativen Bildungsverständnisse wurden dem entgegengesetzt? Im Zuge dessen ist es Ziel des Projektes, zu erforschen, wie durch vielfältige historische und gegenwärtige Akteure widersprüchliche, aber ebenso übereinstimmende, sinnstiftende Geschichten darüber entstehen, was Bildung in der sozialistischen Gesellschaft bedeutete und fortwährend bedeutet.

Damit wird ein Dialog über eine gemeinsame, facettenreiche Vergangenheit ermöglicht. Denn während Benachteiligungen in den Erinnerungen Betroffener eine wichtige Rolle spielen, beurteilen rückblickend viele Menschen in Ostdeutschland die DDR-Bildungsinstitutionen und ihre individuellen Entwicklungschancen innerhalb dieser positiv.