Renommierter Sozialphilosoph Charles Taylor diskutiert in Erfurt

Charles Taylor, der weltweit bekannte Sozialphilosoph aus Kanada und einer der Vordenker des Kommunitarismus, hält im Mai 2017 am Max-Weber-Kolleg der Universität Erfurt zwei eintägige internationale Workshops ab.

So geht es am Dienstag, 2. Mai, unter dem Titel „Resonance, Romanticism and Critical Theory“ um die Frage, inwieweit romantisches Denken kritisch gegenüber der beschleunigten Moderne sein kann. Handelt es sich dabei nur um eine Sehnsucht nach vergangenen Zuständen, oder weist eine solche Kritik auch nach vorn, so dass kritische Theorien davon noch immer lernen können? Gesprächspartner an diesem Tag sind Prof. Hartmut Rosa, dessen preisgekröntes Buch „Resonanz – Eine Soziologie der Weltbeziehungen“ von einigen Kritikern als ein romantisches Werk angesehen wird, sowie Mitglieder des Jenenser Graduiertenkollegs „Modell Romantik“. Beim Folgeworkshop am 11. Mai wird dann, ausgehend vom Folgeband zu Taylors „The Language Animal“, an dem Taylor zurzeit arbeitet, über die sprachlichen Grundlagen einer romantischen „Kritik“ philosophiert. Dabei wird gefragt: Was genau ist eigentlich Poesie in der Romantik? Welches Verständnis von Sprache liegt ihr zugrunde und wie hat beides die nachromantische Dichtung und Philosophie beeinflusst? Ist das von ihr Bezeichnete nur eine subjektive Sehnsucht, oder klingen hier Dimensionen des Wirklichen an, die in einer allzu rationalisierten Weltsicht und einer rein instrumentellen Weltbeziehung schnell übergangen werden, so dass die Welt kalt und schweigend aussieht? Doch wie lassen sich diese Dimensionen heute philosophisch einholen, ohne esoterisch oder subjektivistisch zu werden?

Christoph Henning, einer der Organisatoren der Workshops, sagt zur Bedeutung der Workshops im Forschungsprogramm des Max-Weber-Kollegs: „Die Normativität, die der Gesellschaftskritik meist unterliegt, beruht oft auf Evidenzen der Beteiligten aus ihrem Alltag. Fragt man allerdings nach den Quellen solcher Evidenzerlebnisse, so spielen oft auch ästhetische Phänomene eine wichtige Rolle. Möchte man der Gesellschaftskritik auf den Zahn fühlen, dann ist die Frage zu stellen, was es mit solchen Erlebnissen eigentlich auf sich hat: Reichen sie aus, um eine Kritik nicht nur zu motivieren, sondern auch zu begründen? Wie genau wäre eine solch ‚ästhetische‘ oder ‚romantische‘ Kritikstrategie methodisch genauer zu explizieren? Das umfangreiche Werk von Charles Taylor über die Geschichte ethischen Denkens seit der Moderne, aber auch über Theorien von Handlung und Sprache lädt dazu ein, diese Fragen in Auseinandersetzung mit neueren Ansätzen wie denen von Hartmut Rosa neu zu verhandeln.“

Die Workshops finden beide am Max-Weber-Kolleg statt. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt, Interessierte werden gebeten, sich bei Christoph Henning anzumelden.