Neue Publikation: Geschichte der Liturgie in den Kirchen des Westens

Gesamtdarstellungen zur Geschichte der christlichen Liturgie sind rar. Dies gilt nicht nur für die deutschsprachige Wissenschaft. Wer sichaus den theologischen Disziplinen, aus Kultur- und Geisteswissenschaften über die Entwicklung des Gottesdienstes, seiner Normen und Praktiken informieren möchte, ist zum Teil auf jahrzehntealte Überblickswerke angewiesen. Eine zweibändige „Geschichte der Liturgie in den Kirchen des Westens“ bündelt nun das heutige Wissen über den Gottesdienst und bietet zugleich neue Forschung undweitergehende Forschungsperspektiven.

Herausgegeben hat das Werk der Erfurter Liturgiewissenschaftler Prof. Dr. Benedikt Kranemann zusammen mit Wissenschaftlern aus Eichstätt, Fribourg und München. Die Beiträge hat ein internationales Autorenteam verfasst.

Liturgie bleibt als rituelles Geschehen dynamisch undverändert sich mit Kirche, Gesellschaft und Kultur. Selbst dann, wenn ein Ritus nach außen gleich bleibt, kann er aufgrund gewandelter Mentalität und Spiritualität neu verstanden und anders erlebt werden als Generationen zuvor. Das Interesse der Liturgiegeschichtsforschung gilt dem Gottesdienst als Teil der Kirchen-, Frömmigkeits- und Kulturgeschichte. Gestalt und Abläufe der Gottesdienste, handelnde Personen, darunter Kleriker und „Laien“, Männer und Frauen, sowie unterschiedliche Deutungen, die den einzelnen Riten und Liturgien beigelegt werden, werden untersucht. Fragen nach der Gewichtung der einzelnen Feiern, nach theologischen Interpretationen und Kriterien, nach Handlungsmacht, Partizipation, Erfahrungsdynamik innerhalb einer Zeit und ihrer Kultur des Gottesdienstes werden gestellt. Die jetzt neu vorgelegte „Geschichte derLiturgie“ reflektiert Liturgien in wechselnden Kontexten. Sie macht auf unterschwellige Verschiebungen aufmerksam, die auf der Oberfläche der Riten und Rituale oft keine Spuren hinterlassen, aber deren Verständnis deutlich beeinflussen. Kontinuität und Diskontinuität, Brüche, Innovationen und Reformen kommen in den Blick.

Im Mittelpunkt steht die Liturgiegeschichte der westlichen Kirchen. Die Gottesdienste von Katholiken, Lutheranern und Reformierten, aber auch von Täufern, Alt-Katholiken und Anglikanern werden behandelt. Gleich gilt für die Liturgien der verschiedenen westlichen lateinischen Liturgiefamilien. ÖstlicheTraditionen, die anderen Entwicklungsmustern als die Liturgiegeschichte desWestens folgen, sind nur für die Frühzeit einbezogen worden. Ein einzelner Beitraggeht der Liturgiegeschichte Brasiliens nach, um ein außereuropäisches Beispiel ausführlicher zu Wort kommen zu lassen.

Diese Darstellung der Liturgiegeschichte möchte über die Theologie hinaus Interessierte aus den Kultur- und Geisteswissenschaftenerreichen. Das Ziel des Buches ist eine breite interdisziplinäre wissenschaftliche Diskussion über Liturgie. Gerade durch unterschiedliche Perspektiven der Forschung lassen sich immer neue Sichtweisen auf die christliche Liturgie entwickeln. Dazu beizutragen, ist das Anliegen dieser Liturgiegeschichte.

Jürgen Bärsch und Benedikt Kranemann (Hrsg.)
Geschichte der Liturgie in den Kirchen des Westens. Rituelle Entwicklungen, theologische Konzepte und kulturelle Kontext
Münster: Aschendorff 2018
Bd. 1: Von der Antike bis zur Neuzeit.
ISBN 978-3-402-13186-2
667 Seite
62 EUR
Bd. 2: Moderne und Gegenwart.
ISBN 978-3-402-13187-9
604 Seiten
62 EUR