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Gastvortrag: "Wissenschaftlichkeit und Systematik des Unterrichts in der DDR. Stoff für Mythisierungen"

Der Forschungsverbund „Diktaturerfahrung und Transformation" lädt am Donnerstag, 10. Juni, im Rahmen seines Kolloquiums im Sommersemester 2021 an der Universität Erfurt zur nächsten Veranstaltung ein. Darin sprechen ab 16 Uhr Dr. Kerrin von Engelhardt und Prof. Dr. Sabine Reh über "Wissenschaftlichkeit und Systematik des Unterrichts in der DDR. Stoff für Mythisierungen".

Ausschnitt aus Walter Womacka: Unser Leben, 1964.
Ausschnitt aus Walter Womacka: Unser Leben, 1964. Mosaikfries am Haus des Lehrers, Berlin. (Foto: Andreas Steinhoff, Berlin)

Als unmittelbar nach der „Wende“ Schule und Unterricht der DDR an Legitimation verloren, glaubten Lehrkräfte angesichts einer laut werdenden Kritik an der Ideologielastigkeit des Unterrichts und an der Bevorzugung bzw. Benachteiligung bestimmter, politisch angepasster bzw. missliebiger Schüler*innen, ihr bis dato geführtes Berufsleben und ihre Identität verteidigen zu müssen. Sie griffen dafür u.a. auf ein Konzept von Wissenschaftlichkeit zurück – und das nicht nur für den naturwissenschaftlichen Unterricht. Wissenschaftlichkeit reklamierten sie, um den Anspruch ihres Unterricht in der DDR zu beschreiben und zu erzählen, dass etwas aus der DDR gut und wert gewesen sei, gerettet zu werden. „Wissenschaftlichkeit“ wurde damit zum Stoff für Mythisierungen nach der „Wende“.

Wie dieses geschah und wie hier umkämpfte Deutungen entstanden, soll in einem ersten Schritt des Kolloquium-Vortrages am 10. Juni kurz beleuchtet werden. In einem zweiten Schritt werden Kerrin von Engelhardt und Sabine Reh anhand verschiedener Quellen aus der DDR skizzieren, was „Wissenschaftlichkeit“ im schulpolitischen Kontext der DDR bedeutete und was darunter – möglicherweise auch in verschiedenen Phasen der Bildungsgeschichte der DDR unterschiedlich bzw. sich ändernd verstanden werden konnte. Drei Dimensionen des Konzeptes konnten dabei ausgemacht werden, die es erlauben „Wissenschaftlichkeit“ des Unterrichts in der DDR differenziert zu betrachten und in zeithistorische Deutungen einer „Ver(sozial)wissenschaftlichung“ der Politik im 20. Jahrhundert zu deuten. In einem dritten Teil soll dann beispielhaft anhand eines naturwissenschaftlichen Lehrfilms von 1963 gezeigt werden, wie hier auf Wissenschaftlichkeit rekurriert und wie sie kinematografisch Szene gesetzt wurde.

Dr. Kerrin v. Engelhardt leitet das Projekt "Der Mythos naturwissenschaftlicher Neutralität: Der schulische Lehrfilm im Kalten Krieg" im Forschungsverbund "Bildungs-Mythen über die DDR - Eine Diktatur und ihr Nachleben." (MythErz). Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrbereich Historische Bildungsforschung des Instituts für Erziehungswissenschaften der HU Berlin.
Prof. Dr. Sabine Reh leitet das Projekt "Eigene und fremde Bilder. Gelehrt, erzählt, verbreitet." im Forschungsverbund MythErz. Sie ist Professorin am Lehrbereich Historische Bildungsforschung des Instituts für Erziehungswissenschaften der HU Berlin und Direktorin der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung in Berlin.

Das Kolloquium findet im Sommersemester 2021 digital über die Plattform Cisco Webex statt (Meetingraum: https://uni-erfurt.webex.com/meet/DuT.Erfurt. Die Veranstaltung beginnt um 16 Uhr, der Meetingraum wird 15 Minuten vor Beginn der Veranstaltung geöffnet. Es ist keine gesonderte Anmeldung bei Webex notwendig, Sie können direkt über Ihren Browser dem Meeting beitreten. Benötigen Sie mehr Informationen zum Zugang oder Hilfe, wenden Sie sich bitte an: dut.info@uni-erfurt.de.