| SPF Religion. Gesellschaft. Weltbeziehung., Staatswissenschaftliche Fakultät, Willy Brandt School of Public Policy, Forschung

Jewell-Loewenberg-Preis für Prof. Dr. Mariana Llanos

Für ihren Beitrag "Oversight or Representation? Public Opinion and Impeachment Resolutions in Argentina and Brazil" werden Mariana Llanos, Professorin für Democratic Institutions in the Global South an der Willy Brandt School of Public Policy der Uni Erfurt, und Aníbal Pérez Liñán von der University of Notre Dame (USA) mit dem Jewell-Loewenberg-Preis 2022 in der Sektion Legislative Studien/Vergleichende Politik ausgezeichnet. Der Preis wird von der American Political Science Association (APSA) vergeben und bei der APSA-Konferenz, die vom 15. bis 18. September in Kanada stattfindet, offiziell überreicht.

Der prämierte Artikel geht der Frage nach, warum Gesetzgeber Amtsenthebungsanträge gegen den Präsidenten einbringen, obwohl diese Verfahren sehr schwierig sind und daher die meisten Anträge keine Berücksichtigung finden. Mariana Llanos und Aníbal Pérez Liñán analysieren dabei Fälle aus Argentinien und Brasilien. Dort haben Abgeordnete und/oder Bürger*innen seit dem Übergang zur Demokratie in den 1980er-Jahren bis 2019 insgesamt 274 Amtsenthebungsanträge gegen die regierenden Präsidenten eingebracht. Die Autorin und der Autor untersuchen zwei mögliche Ursachen, die mit den gesetzgeberischen Funktionen der Kontrolle und der Vertretung zusammenhängen: Erstens wollen die Gesetzgeber ein Amtsenthebungsverfahren einleiten, um (tatsächliche oder vermeintliche) Verfehlungen des Präsidenten aufzudecken – eine Maßnahme, die die Zustimmungsraten des Präsidenten schwächen kann, selbst wenn ein Amtsenthebungsverfahren unwahrscheinlich bleibt. Zweitens bringen Gesetzgeber Amtsenthebungsverfahren ein, um die Empörung ihrer Wähler im Zusammenhang mit Korruptionsskandalen oder schlechter Wirtschaftsleistung zum Ausdruck zu bringen, das heißt als Reaktion auf einen exogenen Rückgang der Zustimmung für den Präsidenten. Um diese Hypothesen zu testen, wurden Modelle zur Vorhersage der Zustimmung zum Präsidenten und der Amtsenthebungsanträge mithilfe von Zeitreihen- und Simultangleichungsanalysen geschätzt. Die Ergebnisse unterstützen nachdrücklich die Hypothese der Wissenschaftler.

Der Beitrag "Oversight or Representation? Public Opinion and Impeachment Resolutions in Argentina and Brazil" wurde in der Zeitschrift Legislative Studies Quarterly im Mai 2021 veröffentlicht und ist in der Wiley Online Library frei zugänglich (open access):

https://doi.org/10.1111/lsq.12281