Am 7. Oktober 1989 beging die DDR ein letztes Mal ihren Republikgeburtstag als pompösen Staatsfeiertag samt Bühnenprogramm in der gesamten Erfurter Innenstadt. Doch die Feier hatte einen erzwungenen Volksfest-Charakter, weil dem Volk nicht wirklich nach Feiern zumute war. Abends dann der Kontrast: ein Dialoggottesdienst in der Kaufmannskirche, der zweimal hintereinander gehalten werden musste, weil so viele noch vor der Kirche draußen standen. Die Rolle von Kirchen und Gebeten, die in ihren Räumen stattfanden, setzte sich fort: Das Friedensgebet vom 19. Oktober 1989 wurde von katholischen und evangelischen Theologie-Studenten gestaltet. Am Ende forderten sie die Kirchenbesucher auf, sich an einem ‚Gang der Betroffenheit‘, der als Schweigemarsch gedacht war, zu beteiligen. Ungefähr 200 meist junge Leute zogen mit brennenden Kerzen von der Lorenzkirche zur Bezirksverwaltung des Ministeriums für Staatssicherheit. Vor der Andreaskirche stellten sie ihre Kerzen ab und hielten eine kurze Andacht.