Gelebter interdisziplinärer Dialog

Am Max-Weber-Kolleg der Universität Erfurt wird interdisziplinäre Forschung groß geschrieben, und hin und wieder treffen dort gewollt oder zufällig Wissenschaftler aufeinander, die ähnliche Interessen verfolgen und vor Ort feststellen, wie viel sie gemeinsam haben oder wie viel Gesprächsbedarf zwischen ihnen und ihren Forschungsthemen besteht.

So geschehen in diesem Herbst im Falle von Dr. Karin Neutel, einer niederländischen Neutestamentlerin, und Prof. Dr. Daniel Boyarin, einem amerikanischen Religionsphilosophen, der gegenwärtig an der University of California Berkeley lehrt. Neutel ist seit Herbst 2016 und bis Februar 2017 Junior Fellow am Research Centre „Dynamik ritueller Praktiken im Judentum in pluralistischen Kontexten von der Antike bis zur Gegenwart“ und forscht hier zum Thema „Male Circumcision. Ancient Controversies and Contemporary Debates“. Boyarin war zeitgleich für einige Monate als Fellow am Max-Weber-Kolleg und Gast bei der Kolleg-Forschergruppe „Religiöse Individualisierung in historischer Perspektive“. Gemeinsam haben sie das Interesse an jüdischen rituellen Praktiken.

Am Montag, 23. Januar, werden sich Karin Neutel und Daniel Boyarin zu einer öffentlichen Gesprächsrunde treffen und über Körper, Geburt und Glaubenssätze diskutieren. Ihr Gespräch hat den Titel “Male Circumcision and the Concept of Religion”. Neutel schreibt dazu: “In recent years, male circumcision has once again become a controversial practice in Europe. Changing views about the integrity of the body, the rights of children, and particularly about the role of religion in contemporary society, have contributed to a debate in which the legitimacy of circumcision is questioned.” In dem von Dr. Claudia D. Bergmann moderierten Gespräch soll es nicht darum gehen, ob die Beschneidung von Männern richtig oder falsch ist sondern um das Verständnis von Religion, das hinter diesen Fragen steht: Welcher Religionsbegriff und welche Fragen von Identität beeinflussen die Beschneidungsdebatte? Welche Bilder vom männlichen Körper kommen zum Tragen? Wie fließen die Rechte von Kindern und die Rechte der freien Religionsausübung ein?

Das Gespräch wird in englischer Sprache geführt und beginnt um 19.30 Uhr in der Kleinen Synagoge. Der Eintritt ist frei, um Anmeldung bei Hannah Peaceman wird jedoch gebeten, da die verfügbaren Plätze begrenzt sind.