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Neuer Sonderforschungsbereich der Universitäten Jena und Erfurt untersucht den Strukturwandel des Eigentums

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert ein neues wissenschaftliches Großprojekt an der Universität Erfurt und der Friedrich-Schiller-Universität Jena: Wie die DFG heute mitgeteilt hat, wird der Sonderforschungsbereich/Transregio „Strukturwandel des Eigentums“ der beiden Thüringer Universitäten in den kommenden vier Jahren mit bis zu zehn Millionen Euro unterstützt. Das Konsortium vereint Forschende der Sozial-, Rechts-, Wirtschafts- und Geschichtswissenschaften und wird seine Arbeit im Januar 2021 aufnehmen.

Der Bericht zur sozialen Ungleichheit, den die internationale Hilfsorganisation Oxfam jedes Jahr vorlegt, zeigt einen deutlichen Trend: Während das Vermögen einiger Menschen immer schneller wächst, muss die große Mehrheit der Weltbevölkerung mit weniger auskommen. Aktuell verfügen 26 Milliardäre über so viel Eigentum wie die ärmere Hälfte der gesamten Menschheit zusammen. „Die Konzentration von Vermögen und die daraus erwachsende Eigentumsordnung erweist sich angesichts der immensen ökonomischen, ökologischen und technologischen Herausforderungen unserer Zeit jedoch als krisenanfällig und ist hochgradig umstritten“, so die Einschätzung von Prof. Dr. Hartmut Rosa. Der Soziologe, der am Max-Weber-Kolleg der Universität Erfurt und an der Universität Jena forscht und lehrt, ist Sprecher des neuen Sonderforschungsbereichs (SFB).

Prof. Dr. Hartmut Rosa

Neben dieser Umverteilung von Vermögen stellen sich heute zudem ganz neue Eigentumsfragen, führt Rosa weiter aus: Wem gehören eigentlich das Sonnenlicht oder der Wind, aus denen Energie gewonnen und diese verkauft wird? Wem gehören genetische Informationen von wirkstoffproduzierenden Mikroorganismen oder Heilpflanzen, die von der pharmazeutischen Industrie vermarktet werden? Wer kann Ansprüche auf das geistige Eigentum in Wikipedia-Artikeln geltend machen?

Diese Fragen einer systematischen Analyse zu unterziehen und den Wandel von Eigentumsstrukturen zu erforschen, das ist der Ansatz des neuen SFB. Mehr als 30 Expertinnen und Experten und ihre Teams von beiden Universitäten sowie assoziierte Partner des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ), der FU Berlin, der TU Darmstadt und der Universität Oldenburg gehen dem Strukturwandel von Eigentum auf zwei Ebenen nach: dem Wandel des Eigentumsbegriffs an sich und den von Eigentum bedingten Veränderungen in sozialen, politischen und wirtschaftlichen Strukturen. Neben Prof. Rosa leiten die Jenaer Soziologin Prof. Dr. Silke van Dyk und ihr Kollege Prof. Dr. Tilman Reitz als stellvertretende Sprecher das Konsortium.

Mit dem neuen SFB setzen die Universitäten Jena und Erfurt weitere starke Akzente in ihren jeweiligen Forschungsprofilen. Unter dem Motto „Light, Life, Liberty – Connecting Visions“ bündelt die Universität Jena ihre Spitzenforschung, wobei „Liberty“ die Schwerpunkte der Geistes- und Sozialwissenschaften zusammenfasst, insbesondere Themen wie Sozialer Wandel, Zeitgeschichte und Osteuropa. Der neue SFB stärkt diesen Bereich mit seiner Diskussion der Beziehung von Freiheit und Eigentum und trägt zur interdisziplinären Vernetzung und Weiterentwicklung dieses Profilbereichs bei. Prozesse des gesellschaftlichen Wandels durch Wert- und Sinnvorstellungen sowie unterschiedliche Medien und Institutionen sind Gegenstand der Schwerpunktfelder „Religion – Gesellschaft – Weltbeziehungen“ sowie „Wissen – Räume – Medien“ der Universität Erfurt. Hier bringt der SFB mit dem Themenfeld des Eigentums eine neue thematische Fokussierung ein.

Weitere Informationen / Kontakt:
Prof. Dr. Hartmut Rosa
Tel.: 0361 / 7372801
E-Mail: hartmut.rosa@uni-erfurt.de