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Neues Forschungsprojekt zum Hellenischen Polytheismus im heutigen Griechenland

Mit rund 342.000 Euro fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) in den kommenden drei Jahren an der Universität Erfurt ein neues Forschungsprojekt zum Hellenischen Polytheismus im zeitgenössischen Griechenland. Untersucht werden darin vor allem die Überzeugungen, Praktiken und der symbolische Kampf um Hellenizität/Griechische Identität. Das Projekt ist an der Professur für Religionswissenschaft (Kulturgeschichte des Orthodoxen Christentums) von Prof. Dr. Vasilios Makrides angesiedelt und wird von Dr. Efstathios Kessareas bearbeitet.

Hellenisches Ritual von griechischen Neuheiden
Hellenisches Ritual von griechischen Neuheiden (Wikimedia Commons)

Der Philologe und (Religions-)Soziologe untersucht dabei in den kommenden drei Jahren die vielschichtige Szene des Hellenischen Polytheismus im heutigen Griechenland. Ein Forschungsdesiderat in mehrfacher Hinsicht: Denn obwohl religiöse Bewegungen und Menschen aus verschiedenen religiösen Strömungen, die sich den vorchristlichen Naturreligionen verbunden fühlen, sind zwar ein international in etlichen Ländern Europas (und darüber hinaus) zu beobachtendes Phänomen, jedoch weist der neugriechische Fall etliche Besonderheiten auf, insbesondere wegen seiner Verbindung zum antiken griechischen Polytheismus und der heftigen Kritik an der Griechischen Orthodoxen Kirche, am neugriechischen Staat, am akademischen altertumswissenschaftlichen Establishment sowie an der offiziellen Ideologie des Landes über die historisch harmonische Verbindung zwischen Hellenismus und Christentum. Das Forschungsprojekt an der Universität Erfurt zielt nun darauf ab, diese religiösen Gruppen und Organisationen sowohl „intern“ (in Bezug auf Glaubensvorstellungen, rituelle Praktiken, Struktur) als auch „extern“ (z.B. Einflüsse, Kooperationen, Konflikte, Rekrutierungsstrategien, Öffentlichkeitsbeziehungen) differenziert, detailliert und systematisch zu untersuchen. Methodisch sind dabei sowohl eine qualitative Inhaltsanalyse als auch Feldforschung mit gezielten Interviews geplant. Die Ergebnisse sollen anschließend sowohl einem akademischen als auch einem nicht-akademischen Publikum u.a. in Konferenzen, Fachartikeln, Blogbeiträge und in einer Monografie zum Thema zugänglich gemacht werden.

Die Szene des Hellenischen Polytheismus im heutigen Griechenland setzt sich aus einer Vielzahl kleiner Gruppen und Organisationen zusammen, die zwar einige gemeinsame Merkmale aufweisen (z.B. Idealisierung der Antike, Naturverehrung, Polytheismus vs. Monotheismus), sich jedoch in Bezug auf Glaubensaspekte, rituelle Praxis und politische Ideologie unterscheiden. Eine stärkere Präsenz bzw. Sichtbarkeit solcher Bewegungen lässt sich ab den 1980er-Jahren beobachten, als die griechische Gesellschaft sich stufenweise liberalisierte. In diesem Kontext konnten einige Organisationen rechtliche Anerkennung finden, auch wenn die Szene des Hellenischen Polytheismus als Ganze im Land von vielen Seiten bis heute stark marginalisiert wird.

„Dieses Projekt ist nicht nur für ein besseres Verständnis der religiösen und kulturellen Landschaft des heutigen Griechenlands unerlässlich“, sagt Prof. Dr. Vasilios N. Makrides, der das Projekt an seiner Professur betreuen wird. „Es werden auch Themen von außerordentlicher Relevanz für eine vergleichende Erforschung religiöser Bewegungen und Menschen, die sich den vorchristlichen Naturreligionen verbunden fühlen im gesamteuropäischen Kontext angesprochen, was theoretisch für die Religionswissenschaft und andere Sozial- und Kulturwissenschaften weiterführend sein könnte.“

Ansprechpartner:

Research Fellow an der Professur für Orthodoxes Christentum
(Philosophische Fakultät)
C18 – Lehrgebäude 4 / Raum E30
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