Weltsynode: „Warum nicht mit Partner-Pfarreien ins Gespräch kommen?"

Die in Erfurt lehrende Kirchenrechtlerin Myriam Wijlens, Beraterin bei der Weltsynode in Rom, zieht eine positive Zwischenbilanz der synodalen Begegnung, die zwei Wochen lang in Frascati tagte. Zur Einstimmung auf die kontinentale Phase empfiehlt sie Gläubigen, mit Katholiken in Partner-Pfarreien der Weltkirche ins Gespräch zu kommen.

 

Professorin Myriam Wijlens

Etwa 50 Synodale nahmen an der Versammlung in Frascati teil. Sie seien erfreut gewesen über den enormen Rücklauf von Eingaben aus allen Teilen der Weltkirche, sagte Wijlens im Gespräch mit uns. Von den 114 katholischen Bischofskonferenzen der Welt hätten 112 Synodenberichte aus ihren Teilkirchen geschickt, in denen sie die Anliegen ihrer Gläubigen bündelten. Eingegangen seien aber auch mehr als 1.000 Zuschriften von Gruppen von Gläubigen an die Synode. Die Aufgabe der in Frascati versammelten Synodalen war es, alle diese Eingaben zu lesen beziehungsweise zu hören.

„Wir sind alle überrascht gewesen, erst mal festzustellen, dass Menschen in der Welt eigentlich ein identisches Anliegen haben“

„Wir sind alle überrascht gewesen - positiv überrascht gewesen, erst mal festzustellen, dass Menschen in der Welt eigentlich ein identisches Anliegen haben, eine identische Erfahrung haben, identische Sorgen haben“, sagte Wijlens. „Also es ist nicht so, dass die eine Seite in diese Richtung geht und die andere Seite in eine andere Richtung. Es besteht eine sehr große Übereinstimmung, was Freude, Hoffnung, aber auch Ängste und Sorgen bereitet, um mit einem Text aus dem Zweiten Vatikanischen Konzil zu sprechen.“

„Das haben wir gesagt, das habt ihr gesagt - was bedeutet das eigentlich für unser gemeinsames Unterwegssein?“

Die Synodalen haben in Frascati ein Dokument vorbereitet, das der Vatikan Mitte Oktober präsentieren will. Welches das „identische Anliegen“ der Gläubigen aus aller Welt ist, wird dann klar werden, Wijlens ist wie die übrigen Synodalen gehalten, dem Dokument nicht vorzugreifen.

Die Kirchenrechtlerin empfahl allen an der Synode interessierten Gläubigen, jetzt mit Brüdern und Schwestern anderer Ortskirchen ins Gespräch zu kommen. „Was haben eigentlich die anderen gesagt, und was sagt der Heilige Geist uns als Kirche vor diesem Zuhören von Mitchristen aus völlig anderen Teilen der Welt? Wenn man die Möglichkeit hat, würde ich jedem raten, und viele Berichte sind in Englisch, Italienisch, Französisch: Gehen Sie ins Internet, Sie finden bei fast jeder Bischofskonferenz eine Veröffentlichung der Berichte, und lesen Sie doch mal einfach. Vielleicht hat Ihre Pfarrei eine Partnerpfarrei. Wo ich herkomme, in Erfurt, haben wir eine Partnerpfarrei in Tansania. Wäre es nicht interessant, wenn wir in Erfurt mal lesen, was eigentlich in Tansania gesagt wurde? Und vielleicht eine Konferenz machen mit denen und sagen: Das haben wir gesagt, das habt ihr gesagt - was bedeutet das eigentlich für unser gemeinsames Unterwegssein?“

„Das ist ein Zeichen, das Wirken des Heiligen Geistes“

Die Synodalsitzung in Frascati sei ein eindrucksvoller geistlicher Prozess gewesen, schilderte Wijlens. Sie sei außerordentlich hoffnungsvoll für den weiteren Weg der Weltsynode. „Und ich würde auch persönlich sagen, das ist ein Zeichen für das Wirken des Heiligen Geistes. Der Papst hat, glaube ich, genau an dem richtigen Zeitpunkt für die ganze Welt gesagt: Lass uns doch mal zuhören, nicht nur aufeinander, sondern was der Heilige Geist uns sagen will. Und so besteht auch keine Gefahr von Parlamentarismus. Es ist ein sehr tiefes Zuhören aufeinander.“

Gudrun Sailer – Vatikanstadt