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"Wir stehen nicht nur in der Pflicht zum Energiesparen, sondern auch in gesamtgesellschaftlicher Verantwortung"

Vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte um Energiesparmaßnahmen im Wintersemester 2022/23 bekennt sich die Universität Erfurt zu ihrer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung. Dazu erklärt das Präsidium:

Die aktuelle Energiekrise stellt uns als Gesellschaft, aber auch als Universität Erfurt selbst erneut vor eine enorme Herausforderung. Vor dem Hintergrund unserer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung, aber auch unter Berücksichtigung konkreter Vorgaben seitens des Landes und des Bundes sind wir zum deutlichen Energiesparen verpflichtet. Da wir als Hochschulen seit kurzem in den Kreis der geschützten Energiekunden aufgenommen sind, stehen wir umso mehr in solidarischer Verantwortung, die wir sehr ernst nehmen. Diese Sparmaßnahmen betreffen einerseits den Lehrbetrieb, andererseits aber auch den Arbeitsalltag des Hochschulpersonals. Auf diese Weise möchte und muss die Universität Erfurt ihren Beitrag zur Energieeinsparung leisten, um so die Sicherung der Energieversorgung im Freistaat Thüringen zu unterstützen.

Natürlich haben wir in den vergangenen Jahren bereits vieles getan, um unsere Energiebilanz zu verbessern, etwa mit dem Austausch von Thermostaten an den Heizkörpern, der Umstellung auf LED-Beleuchtung, der Optimierung der Kälteversorgung in unseren Serverräumen, dem Austausch alter Heizungspumpen gegen Effizienzpumpen oder mit unserer Photovoltaikanlage am Mitarbeitergebäude 1, mit der wir ja auch bereits seit 2011 selbst Energie erzeugen und CO2 einsparen. Dennoch sind weitere Maßnahmen erforderlich, um die energetischen Einsparziele zu erreichen.

Im Zuge der individuellen Energieeinsparung sind die Beschäftigten, aber auch alle Studierenden und Gäste der Universität aufgefordert, auf Folgendes zu achten:

  • Räume auf max. 19 Grad Celsius heizen
  • Heizkörper beim Verlassen des Raumes auf „1“ stellen (nicht auf „*“)
  • Heizkörper freihalten
  • Türen und Fenster geschlossen halten
  • Stoßlüftung statt Kipplüftung
  • kaltes statt warmem Wasser nutzen
  • Geschirr nicht von Hand und nicht unter fließendem Wasser abwaschen, sondern bei Vorhandensein die Spülmaschine nutzen
  • (Medien-)Technik und Licht nach der Benutzung bzw. beim Verlassen des Raumes ausschalten
  • Ladegeräte bei Nichtnutzung aus der Steckdose ziehen

In den Wochen um die Weihnachtszeit soll überdies vom 19. Dezember 2022 bis 14. Januar 2023 der Präsenzbetrieb auf dem Campus so weit wie möglich reduziert werden, um so den Energieverbrauch deutlich zu senken. In dieser Zeit werden alle Beschäftigten gebeten, bei Vorliegen der erforderlichen Voraussetzungen (geeignetes Tätigkeitsprofil sowie entsprechende technische Voraussetzungen sowie Sicherstellung einer datenschutzgerechten Arbeitsweise und eines ergonomischen häuslichen Arbeitsplatzes) weitestgehend im Homeoffice beziehungsweise mobil zu arbeiten. Außerdem werden wir den Lehrbetrieb von Präsenz- auf Online-Lehre umstellen und die Öffnungszeiten der Universitätsbibliothek verkürzen. Bei erforderlicher Präsenz auf dem Campus sollen ausgewählte Büros und Gebäudeteile unter Beachtung des Infektionsschutzes möglichst gemeinsam genutzt werden, um ein ständiges Aufheizen/Abkühlen nicht dauerhaft genutzter Räume zu vermeiden.

Besonderes Gewicht kommt bei den Energiesparmaßnahmen der Universitätsbibliothek zu, die mit gut einem Drittel der Gesamtenergie der Universität zu den Hauptverbrauchern zählt und damit einen hohen Sparbeitrag leisten kann. Angesichts des überwiegend in den 50er-Jahren entstandenen und energetisch nicht optimalen Campus‘ der Universität Erfurt müssen wir insbesondere unsere größten Verbraucher herausgehoben in den Blick nehmen, nämlich die Hörsäle und die Bibliothek.

Vor diesem Hintergrund hat das Präsidium auf Anregung des Krisenstabs und in Rücksprache mit der Bibliotheksleitung im September entschieden, die Universitätsbibliothek (UB) von Oktober an bis Ende des Jahres an den Wochenenden zu schließen und in dieser Zeit werktags nur bis 20 Uhr zu öffnen. Ab dem 2. Januar wir die UB wieder regulär öffnen, auch an den Wochenenden. Diese Entscheidung fiel auf dringlichen Wunsch vieler Lehrender so frühzeitig, um einen rechtzeitigen Planungsvorlauf für Studierende und Lehrende zu ermöglichen. Sie wurde im Energiekrisenstab vorbereitet, nach Vorgesprächen zwischen der Bibliothek und dem Vorstand des Studierendenrats. Das Präsidium hat dann im Anschluss einen entsprechenden Beschluss gefasst, der über verschiedene Kanäle der Universität kommuniziert wurde (Website, Social Media, Newsletter an alle Uni-Angehörigen).

Durch die temporäre Bibliotheksschließung an den Wochenenden können wir deutlich Energie sparen, nämlich allein Elektrizität im Umfang von monatlich circa 10.000 kWh (das entspricht etwa dem Jahresverbrauch eines Vier-Personen-Haushalts) zuzüglich Heizung. Die tatsächlichen Nutzungszahlen lassen diese Maßnahme im Übrigen durchaus verantwortbar erscheinen. Denn während an üblichen Werktagen aktuell bis zu 1.400 Einlässe in die UB gezählt werden können, liegen diese im statistischen Mittel an den Wochenendtagen zwischen 100 und rund 200. Wobei die Bibliothek am Wochenende vornehmlich als ruhiger Arbeitsplatz und weniger zur „physischen“ Medienausleihe besucht wird.  

Genau deswegen ermöglicht die Universität Erfurt ihren Studierenden in dieser Zeit ersatzweise zwei große beheizte Räume im Audimax-Gebäude (0007 und 0012) zum Arbeiten zu nutzen und dort auf das Campus-WLAN zuzugreifen. Damit sollen die in der UB entfallenden Arbeitsplätze bei deutlich geringerem Energieverbrauch kompensiert werden. Darüber hinaus können in der UB Bücher nach wie vor werktags bis 20 Uhr ausgeliehen werden; zudem stehen mehrere zehntausend E-Books, eine Vielzahl an Datenbanken und mehr als 19.000 elektronische Zeitschriften und Zeitungen rund um die Uhr online zur Verfügung. Im Bedarfsfall bietet überdies der Scandienst der Bibliothek die Möglichkeit, Texte und Daten digital zu beziehen. Unter anderem hat außerdem beispielsweise das Historische Seminar erklärt, als eine Kompensationsmaßnahme die Abgabefrist von Hausarbeiten entsprechend zu verlängern.

Vor diesem Hintergrund erscheint die Bibliotheksschließung an den 2022 verbleibenden Wochenenden als vergleichsweise „(v)erträgliche“ und verantwortbare Entscheidung. Zumal die Universität Erfurt mit ihren Solidaritätsmaßnahmen beim Energiesparen deutschlandweit durchaus kein Solitär ist. Auch die Ruhruniversität Bochum, die Universität Bonn, die Gesamthochschule Duisburg-Essen, die Universität Münster, um nur einige zu nennen, verlängern die Weihnachtspause oder verkürzen Gebäudeöffnungen. Auch die Fachhochschule Erfurt verkürzt ihre Bibliotheksöffnungszeiten und schließt die Hochschulbibliothek an den Wochenenden, und selbst die Universität Konstanz rückt aktuell von ihrer 24/7-Öffnungszeit der Bibliothek ab.  

Die Universität Erfurt unternimmt insgesamt also große Anstrengungen, um in der aktuellen Situation den schwierigen Spagat zwischen den geforderten Energiesparmaßnahmen und dem Wunsch nach besten Bedingungen für Studium, Lehre und Forschung zu meistern. Dazu trifft sich regelmäßig der Energiekrisenstab, selbstverständlich unter Beteiligung des Studierendenrats, um dem Präsidium bestmöglich zuzuarbeiten. Ja, der Winter wird mit Einschränkungen verbunden sein, für die gesamte Gesellschaft und für jede einzelne Person. Aber wir werden auch weiterhin alles unternehmen, um die Einschränkungen für alle Beteiligten auf dem Campus so gering wie möglich zu halten. Dennoch werden wir nur gemeinsam und im Zusammenhalt auch diese schwierige Zeit meistern können.

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