Museum für alle!

Thüringens Museum für Ur- und Frühgeschichte in Weimar ist seit Sommer 2016 einer von 14 europäischen Partnern des EU-Interreg-Projektes „COME-IN!“ (Cooperating for Open Access to Museums – towards a WidEr Inclusion). Es hat sich auf den Weg gemacht, sein Haus, den gesamten Service und die archäologische Ausstellung für möglichst viele Menschen offener, barriereärmer und inklusiver zu gestalten. Kurz: noch mehr ein Museum für alle zu sein. Unterstützung bekommen die Organisatoren dabei jetzt auch von elf Studierenden der Universität Erfurt.

In drei Gruppen entwarfen sie jeweils ein inklusives museumspädagogisches Angebot mit unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunkten. Die jeweiligen Konzepte sollten für eine heterogene Gruppe konzipert werden und dabei Menschen mit einer geistigen oder mehrfachen Behinderung berücksichtigen. Dabei sollten die Angebote differenziert und handlungsorientiert sein und verschiedene Sinne ansprechen. Und das sind die Ergebnisse:

Unter dem Titel „Reise in die Welt der Eiszeittiere“ haben die Studierenden ausgehend von den in der Ausstellung zu sehenden Tieren ein museumspädagogisches Angebot entwickelt, das den Besuchern zunächst eine Geschichte erzählt, innerhalb derer möglichst viele Sinne angesprochen werden sollen. In einem zweiten Teil werden dann unterschiedlichen Thementische mit kreativen und kognitiven Aufgaben angeboten, an denen die Besucher ihr Wissen festigen und vertiefen können.

Das Projekt der zweiten Gruppe führt die Besucher gemeinsam mit „Archi“ auf Nahrungsentdeckungstour in die Steinzeit. Dabei machen sie an verschiedenen Stationen Halt: So lernen sie beispielsweise unterschiedliche Nahrungsmittel der Steinzeit und der Gegenwart mit Hilfe eines Geruch- und Fühlmemorys kennen. Ein Steinzeit-Getreide kann mit unterschiedlichen Sinnen wahrgenommen und in einem nächsten Schritt verarbeitet werden. Auch werden verschiedene Jagdwaffen inklusive ihrer Reichweite vorgestellt. Und schließlich können Nahrungsmittel der Steinzeit und der heutigen Zeit sortiert und die Beschaffung von Nahrung früher und heute miteinander verglichen werden.

Die Gruppe 3 entwickelte indessen eine „Forschungsreise durch die Steinzeit“ – genauer gesagt Karten, die begleitend zur Führungen durch das Museum eingesetzt werden können. Die unterschiedlichen körperlichen und kognitiven Voraussetzungen der Besucher, die ebenso differenzierte Angebote erfordern, werden dabei natürlich berücksichtigt. So müssen die Teilnehmer beispielsweise Forscherfragen beantworten, bestimmte Gegenstände oder Exponate in der Ausstellung finden oder gemeinsam Aufgaben bewältigen.

Ihre Konzepte und die Prototypen der Materialien haben die Studierenden nun dem Museum für Ur- und Frühgeschichte zur Verfügung gestellt, damit sie in das pädagogische Programm des Museums aufgenommen werden können. Der Öffentlichkeit werden die Ideen erstmals am 27. Juni im Museum in Weimar vorgestellt – als Teil der Auftaktveranstaltung „Auf dem Weg zum inklusiven Museum-On the way to an inclusive Museum“. Und womöglich ist das Projekt der Uni Erfurt mit dem Museum auch keine einmalige Geschichte. Katja Bieritz, Dozentin im Fachbereich Sonder- und Sozialpädagogik an der Uni Erfurt: „Für unsere Studierenden war das Projekt eine sehr gute Möglichkeit, ihre theoretischen Kenntnisse einmal in der Praxis zu erproben. Wir würden uns freuen, wenn sich auch in Zukunft solche Formen der Zusammenarbeit ergeben würden.“