| Max-Weber-Kolleg

Gedenken an die erste verbrannte „Begine“, Marguerite Porete († 1.6.1310)

Am 10. Juni 2025 weihte Anne Hidalgo, Bürgermeisterin von Paris, einen Platz mit ihrem Namen ein.

Die Forschungsstelle Meister Eckhart am Max-Weber-Kolleg der Universität Erfurt hat seit ihrer Errichtung 2009 neben den Schriften Meister Eckharts vor allem auch die zeitgenössisch sehr verbreiteten und mit Themen Meister Eckharts verbundenen Schriften der Begine und Mystikerin Marguerite Porete untersucht. Bereits 2010 fand zum 700-Jahr-Gedächtnis des Todes von Marguerite am 10. Juni im Heinrich-Heine-Haus, Paris, ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziertes wissenschaftliches Symposium „Rencontre à Paris 1310“ statt, das neben Marguerite auch Meister Eckhart, Dante und Lullus als volkssprachliche literarische Taktgeber miteinander ins Gespräch brachte. Das Symposium wurde von der Meister Eckhart Gesellschaft (Dietmar Mieth), in Zusammenarbeit mit der Sorbonne, dort mit dem Philosophie-Historiker Ruedi Imbach, veranstaltet. (Die Ergebnisse des Symposiums wurden 2017 in „Meister Eckhart: Texts and Studies“ veröffentlicht). 

Mit Meister Eckhart, ihrem Zeitgenossen (*ca. 1260), verbindet Marguerite vor allem die Formel des „sans pourquoi“ bzw. „âne warumbe“ („ohne warum“), die sie auch in der Formel „nicht wissen, nicht haben, nicht wollen“ zusammenfasst. Marguerite schreibt: „Gott ist so groß, dass sie (die Seele) von ihm nichts zu erfassen vermag. Und wegen dieses Nichts ist sie in die Gewissheit des Nicht-Wissens und des Nicht-Wollens gelangt.“ (Ch. 81) Es ist nicht auszuschließen, dass Marguerite und Eckhart sich in Paris – vor 1294 oder nach 1301 – begegnet sind. 

Königinnen (wie Philippa von England oder Marguerite von Navarra) lasen und würdigten das verbreitete Buch von Porete Spiegel der einfachen Seelen. Für die (französische) religiöse Volkssprache leistete Marguerite – auf ihre Weise Grundlegendes – ähnliches wie Dante für die italienische, Lullus für die spanische und Eckhart für die deutsche Sprache. 

Die Forschungsstelle Meister Eckhart hat sich mit der Meister Eckhart Gesellschaft dafür engagiert, Marguerite, diese europäisch bedeutende und erfolgreiche literarische Frau Frankreichs, am Ort ihres Häresie-Prozesses und ihres Todes im Zentrum von Paris zu ehren. Diese Bemühungen hatten Erfolg: Ein Platz im Zentrum von Paris, im 4. Arr., (Ecke rue Saint Martin und rue du cloître Saint-Merri) wird am 10. Juni 2025, um 10:30 Uhr, durch Laurence Patrice, Adjointe à la Maire de Paris, und Anne Hidalgo, dem Maire de Paris Centre, nach Marguerite Porete benannt und eingeweiht, so dass sie „offiziell zur Nomenklatur von Paris“ gehört.

Die Bemühungen um die Würdigung Marguerites fanden neben der Benennung des Platzes und den wissenschaftlichen Beiträgen auch ihren Ausdruck in der Form eines historischen Romans: Dietmar Mieth, Ketzerflammen in Paris, Hannover, Verlag der Blaue Reiter, 2. Aufl. 2025.