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Neue Publikation zur Geschichte der Messen

Zum Abschluss des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Agence Nationale de la Recherche (ANR) geförderten Projekts "Configurations of European Fairs. Merchants, Objects, Routes (1350-1600)" ist nun beim de Gruyter Verlag ein umfangreicher Band mit 18 Aufsätzen erschienen, die sich mit Messen, Krediten, Bezahlpraktiken, Kaufleuten, Bankiers, gehandelten Waren und Verkehrswegen beschäftigen. Das Buch liegt nun gedruckt und open access vor.

Wer Ende März auf der Leipziger Buchmesse war, konnte erleben, dass die Messen wieder boomen. Noch kurz nach der Covid-19-Pandemie, während der auch diese Präsenz-Treffen ausfallen mussten und kurzfristig im virtuellen Raum stattfanden, war dies noch keinesweg so klar.  

Heute ist weitgehend in Vergessenheit geraten, dass Messen schon im vormodernen Europa eine entscheidende Rolle für Handel und Finanzen spielten. Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit bemühten sich viele Städte darum, ein Messeprivileg zu erhalten und möglichst viele Kaufleute anzuziehen. Durch die wirtschaftlichen Aktivitäten und die bereitgestellte Infrastruktur entstand allmählich eine überregionale räumliche Konfiguration, die nicht nur aus Orten innerhalb einer Region, sondern aus ganz Europa und in einigen Fällen sogar aus der ganzen Welt bestand. 

Historiker:innen aus Deutschland, Frankreich und Italien haben sich rund vier Jahre lang mit dieser Geschichte in einer neuen, nämlich v.a. raumzeitlichen Perspektive beschäftigt. Aus ihren Archivstudien und Analysen ist nun dieses Buch entstanden. Unterfüttert mit Grafiken, Tabellen und Karten bietet dies Band einen neuen Blick auf die Geschichte der Jahrmärkte und Messen in Europa (mit einem Ausblick auf das damalige China). Neben funktionalen Aspekten des Messehandels werden auch raumzeitliche Aspekte wie Streitigkeiten über Messetermine, Besuchsrhythmen, Warentransport und Routen (zu Land und zu Wasser) behandelt. Kreditgeschäfte, Warentransport und Mobilität von Händlern, Handelsfamilien und Unternehmen verweisen auf die bereits hochentwickelte transnationale Dimension des vormodernen Handels. Der Band schließt mit einer Vorstellung der Projektdatenbank, ihrer Funktionalitäten und Partizipationsmöglichkeiten.

Jean-Louis Gaulin and Susanne Rau. Fairs, Cities and Merchants: Spatiotemporal Analyses (14th–17th century), Berlin, Boston: De Gruyter Oldenbourg, 2025. https://doi.org/10.1515/9783111621296