Der Artikel widmet sich der Beteiligung von Demokratien am Irak-Krieg und geht der Frage nach, warum einzelne Staaten sich vorzeitig aus dem Konflikt zurückgezogen haben – das bekannteste Beispiel hierfür ist Spanien unter Premier Zapatero im April 2004 –, während andere Länder bis zum offiziellen Ende der Koalition im Land verblieben sind (z.B. Polen und Süd-Korea, aber auch viele andere Staaten). Empirisch untersucht die Studie die Beteiligung von 51 Regierungen aus 29 Demokratien mit Hilfe von Fuzzy-Set Qualitative Comparative Analysis (fsQCA). Dabei zeigt sich, dass Länder unterschiedlichen „Pfaden“ folgen. In mehreren Ländern kam es nach Regierungswechseln in Folge von Wahlen zum Abzug aus dem Irak, auch weil der dortige Konflikt häufig zum Wahlkampfthema wurde. Andererseits überwiegt für die Gesamtheit der untersuchten Länder außenpolitische Kontinuität: 64 Prozent der neugewählten Regierungschefs führten den militärischen Einsatz im Irak fort – ungeachtet einer beständig niedrigen öffentlichen Zustimmung.
Neben genuin politischen Faktoren – wie Wahlen, Parteizugehörigkeit und Regierungswechseln – untersucht die Studie auch den Zusammenhang zwischen Abzugsentscheidungen und Terroranschlägen bzw. getöteten Zivilisten und Angehörigen des Militärs des jeweiligen Landes. Im Ergebnis zeigt sich, dass beides wichtige Einflussfaktoren für die Entscheidungen der untersuchten Länder darstellten.
Das European Journal of International Security (EJIS) wird von Cambridge University Press in Zusammenarbeit mit der British International Studies Association (BISA) herausgegeben. EJIS wurde 2016 gegründet und hat sicher seither als eine der führenden referierten Zeitschriften im Bereich der internationalen Sicherheitspolitik etabliert.
Der Beitrag von Patrick A. Mello ist über Open Access verfügbar:
Mello, Patrick A. (2019) Paths towards Coalition Defection: Democracies and Withdrawal from the Iraq War, European Journal of International Security (First View, https://doi.org/10.1017/eis.2019.10)