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Historikerinnen und Historiker der Uni Erfurt unterstützen Initiative für eine weltoffene Gesellschaft

Wenn sich am 3. September in Erfurt die neue Initiative „Historiker*innen für ein weltoffenes Thüringen“ - kurz "HiWelt" - erstmals der Öffentlichkeit vorstellt, sind auch Historiker der Universität Erfurt dabei. Mehr als 80 Historiker*innen und historisch Interessierte in Thüringen haben sich zu dieser Initiative zusammengeschlossen, um mit professioneller Geschichtsarbeit und einer gemeinsamen Erklärung Geschichtsmythen und -verdrehungen entgegenzutreten.

Letztere sind kein neues Phänomen. Zunehmend ist allerdings zu beobachten, wie populistische Strömungen und Parteien Geschichte in Gestalt vermeintlicher Fakten immer offener und dreister mittels populistischer Rhetorik missbrauchen. Die Initiative möchte nun zeigen, wie wenig die vielfältigen Alltags- und Weltgeschichten zum ideologischen Gerede von nationalistischen und völkischen Identitäten passen. Zahlreiche Historiker*innen der Universitäten Erfurt und Jena, Geschichtsinteressierte, Bildungs- und Kultureinrichtungen, zivilgesellschaftliche Initiativen, Vereine und Lehrer*innen, unterstützen mit HiWelt die Bedeutung professioneller Geschichtsforschung, die den methodischen Standards des Fachs entspricht. "Mit 'HiWelt' stellen wir verschiedene Diskussions-Plattformen sowie Expert*innen zur Verfügung, um uns gegenseitig bei gemeinsamen Projekten zu unterstützen und bei Fragen aus der Öffentlichkeit als Ansprechpartner zu fungieren", erklären die Initiatoren in einer Pressemitteilung und laden alle Geschichtsinteressierten ein, sich ebenfalls zu engagieren. Gemeinsam sollen die Vielfalt der Geschichte(n) und die Geschichte(n) der Vielfalt in Thüringen und darüber hinaus erforscht und erzählt werden.

Am Donnerstag, 3. September, 14 Uhr stellt sich die neue Initiative für eine weltoffene Gesellschaft im Erinnerungsort Topf & Söhne (Sorbenweg 7, 99099 Erfurt) der Presse vor. Um Anmeldung unter: weltoffenesthueringen@gmail.com wird gebeten.

„Als Historiker*innen können wir sagen, dass es völkische Phantasien und damit einhergehende Geschichtsverdrehungen auch nach 1945 weiterhin gab. Heute bekommen sie nur wieder mehr Aufmerksamkeit. Und je absurder und provokativer nationalistische Geschichtsklitterung ist, desto mehr Aufmerksamkeit bekommt sie leider heutzutage. Wir wollen uns gar nicht so sehr mit diesen kurzlebigen Provokationen beschäftigen, sondern zeigen, dass Geschichte immer vielfältig war und methodisch solide Geschichtsforschung auch Vielfalt verlangt. Unsere Initiative will also die historische Methode gegen die Vereinnahmung für nationalistische Zwecke verwahren. Eine nationalistisch verkürzte Geschichtsschreibung ist nicht nur dilettantisch und einfältig, sondern auch eine bewusste Täuschung. Wir stehen also für eine methodisch-kritische Geschichtsforschung, die die Vielfalt der Globalgeschichte nicht gegen die regionale Geschichte ausspielt, sondern ihre Verwobenheit offenlegt."

- Florian Wagner, Historiker an der Universität Erfurt -