| Philosophische Fakultät, Historisches Seminar

Szenentheater zum Mitmachen

Das Forum-Theater des Vereins "Zusammen – Leben – Gestalten" Jena präsentiert am Dienstag, 30. September, eine neue Szene, die in Zusammenarbeit mit dem Forschungsverbund „Diktaturerfahrung und Transformation“ und der Oral-History-Forschungsstelle der Universität Erfurt entstanden ist. Dabei kann das Publikum aktiv ins Geschehen eingreifen und eigene Ideen einbringen, um mögliche Lösungswege für gesellschaftliche Konflikte zu entdecken. Beginn ist um 19 Uhr im Kulturcafé “Franz Mehlhose” in Erfurt. Alle Interessierten sind dazu herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei.

Die an diesem Abend gezeigte Szene basiert auf einem Interview, das im Rahmen des Verbund-Projektes „Diktaturerfahrung und Transformation“ an der Universität Erfurt entstanden ist und in dem eine Erfahrung aus dem Jahr 2002 geschildert wird. Die Kurzgeschichte führt in die Arbeitswelt der 1990er- und 2000er-Jahre in den ostdeutschen Bundesländern. Nach dem Ende der DDR stieg hier die Zahl der Arbeitslosen bis 1997 auf 1,5 Million an. Damit war fast jede*r Fünfte im erwerbsfähigen Alter nicht erwerbstätig. Verschiedene beschäftigungspolitische Maßnahmen führten dazu, dass zusätzlich sehr viele Menschen in teilweise prekären, sogenannten atypischen Beschäftigungsverhältnissen tätig waren. Die Veranstaltung am 30. September nimmt darauf Bezug.

Übrigens: Die Szene wird auch am 23. September, 19 Uhr in Jena (Jenpuppets, Beutnitzer Str. 27, Jena-Ost) aufgeführt.

Zum Hintergrund des Verbund-Projekts „Diktaturerfahrung und Transformation“

Ausgangspunkt war die Annahme, dass nicht allein individuelle und kollektive Erfahrungen während der DDR, sondern ebenso die tiefen biografischen Umbruchserfahrungen der Nachwendezeit die Erinnerung an die DDR prägen. Aus den politischen Debatten der Jahre 1989/90 erwuchs im darauffolgenden Jahrzehnt ein Erinnerungskonflikt, der bis heute nachwirkt. Daraus ergibt sich der zeitliche Zuschnitt des Vorhabens, das die beiden letzten Jahrzehnte der DDR und die beiden nachfolgenden Jahrzehnte der Transformation zusammen in den Blick nimmt und die historische Zäsur von 1989/90 bewusst überschreitet. Für diese Forschung waren zwei Fragen leitend: einerseits die Frage, aus welchen konkreten Erfahrungen der späten DDR und der Transformationszeit sich gegenwärtige Erinnerungen speisen, wie werden sie artikuliert und tradiert? Zum Anderen die Frage, wie sich sich diese Erinnerungen zu den vielfältigen öffentlichen Repräsentationen der DDR verhalten, und wie diese historische Urteilsbildung unterstützen oder verhindern?