Das Exzellenzcluster „Imaginamics. Practices and Dynamics of Social Imagining“ beschäftigt sich damit, was Gesellschaften im Innersten zusammenhält: gemeinsam geteilte Vorstellungen, Narrative, Weltbilder und Zukunftsentwürfe. Ziel des Clusters ist es, zu einem besseren Verständnis gesellschaftlicher Konflikte und Debatten beizutragen. „Wie wir Gesellschaft verstehen, wie wir uns die Zukunft vorstellen und in die Vergangenheit blicken, unterliegt derzeit einschneidenden Veränderungen“, sagt Prof. Dr. Johannes Grave, Professor für Neuere Kunstgeschichte an der Friedrich-Schiller-Universität und Sprecher des neuen Exzellenzclusters. Wie die aktuellen Krisen – Klimawandel, Pandemie, Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten, die Wiederkehr rechtsextremer Vorstellungswelten – zeigten, könne das soziale Imaginieren Menschen nicht nur zusammenbringen und Solidarität fördern, sondern eben auch Konflikte und Spaltungen erzeugen. Fragen zur Entstehung dieser sozialen Imaginationen und das Verstehen unseres Umgangs mit ihnen stehen im Fokus des Forschungsverbunds, an dem neben der Friedrich-Schiller-Universität Jena weitere neun Institutionen beteiligt sind, darunter auch das Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien der Universität Erfurt.
Prof. Dr. Hartmut Rosa, Direktor des Max-Weber-Kollegs, arbeitet zusammen mit Prof. Dr. Lambert Wiesing von der Friedrich-Schiller-Universität am sogenannten Theory Hub. Hier sollen Theorien und Praktiken des sozialen Imaginierens reflexiv über disziplinäre Grenzen hinweg miteinander ins Gespräch gebracht werden, um ein Verständnis von zentralen Begrifflichkeiten und ihrer Entstehung zu entwickeln. Das geschieht unter Berücksichtigung unterschiedlicher Ansätze, etwa der Phänomenologie, der Wissensgeschichte, der Theorie der Narration oder auch der Bildtheorie.
In der Arbeitsgruppe „Mediating Difference, Substantiating Truth“ untersucht Prof. Dr. Bernhard Kleeberg, Professor für Wissenschaftsgeschichte an der Universität Erfurt, Grenzfiguren zwischen Wissenschaft und Religion. „Hier wird die Erfurter Wissenschaftsgeschichte ihre Forschungen zu Politischer Epistemologie und den Praxeologien der Wahrheit einbringen und in einem interdisziplinären, internationalen Rahmen von der Antike bis zur Gegenwart diskutieren, um zu verstehen, wie Figuren wie der „Weise“ oder der „Märtyrer“ als Vermittler zwischen verschiedenen Kulturen imaginiert werden“, erklärt Kleeberg.
Neben theoretischer Grundlagenarbeit verbinden die beteiligten Forschenden fundierte empirische Studien miteinander, die epochen- und kulturübergreifende Perspektiven eröffnen sollen.
„Imaginamics“ wird von einem Netzwerk starker regionaler Kooperationspartner getragen. Neben der Friedrich-Schiller-Universität und dem Max-Weber-Kolleg der Universität Erfurt sind die Bauhaus-Universität Weimar, das Max-Planck-Institut für Geoanthropologie, die Klassik Stiftung Weimar, die Stiftung Ettersberg, die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, das Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft sowie Forschende der Universität Halle beteiligt.