Von Oslo bis Vancouver, von München bis Würzburg mischen sich schwarze Kapuzenjacken mit aufgedrucktem Vendelhelm – dem Brillenhelm der Wikinger – während der Nacht unters Volk. Die „Soldier’s of Odin“, wie sie sich nennen, gehen als selbsterklärte Beschützer „einheimischer“ Frauen auf Patrouille um „Übergriffen durch Migranten“ vorzubeugen. Die bereitwillige Antwort am radikalen und gewaltbereiten Rand muslimischer Gemeinschaften in Norwegen und Estland ist die „Jundallah“ – die „Soldaten Allahs“. Sie orientieren sich jedoch sehr viel mehr an ihrem direkten Gegenspieler, den Vertretern Odins auf Erden, als am naheliegenden Konzept ihrer politischen Waffenbrüder, der „Scharia-Polizei“, wie sie 2014 in Deutschland Schlagzeilen machte. Allen ist dabei eines gemeinsam: Mehr und mehr fordern gerade in den weltweit freiesten Gesellschaften von Europa bis Nordamerika vigilante Gruppen als Bürgerwehren das Gewaltmonopol des Staates heraus.
Odin oder Allah? In ihrem Vortrag fragt Dr. Miriam Müller-Rensch direkt nach den Grenzen unserer Vielfalt und lässt nicht nur zwei Weltbilder aufeinander treffen, wie sie – zumindest auf den ersten Blick – unterschiedlicher nicht sein könnten. Auf theoretischer Grundlage ihrer interdisziplinären Forschung und mit zahlreichen Beispielen wagt es Dr. Müller-Rensch mit der Feindbeziehung auch die gegenseitige Abhängigkeit der neuen Rechten und der jihadistischen Salafisten ernsthaft in den Blick zu nehmen.
Müller-Rensch ist seit Anfang November 2018 in der Forschungsgruppe „How Terrorists Learn“ am Max-Planck-Institut für Ethnologische Forschung in Halle tätig. Zuvor war die Politologin und Islamwissenschaftlerin am Hamburger Institut für Sozialforschung aktiv. Ihre Forschungsarbeit erstreckt sich von den Themen politische und religiöse Ideologien, Extremismus, Radikalisierung und Prävention, islamischer und internationaler Linksterrorismus bis hin zu Migration und Integration.
Weitere Informationen finden Sie unter: www.uni-erfurt.de/ringvorlesung.