Geschichte des Hauses

Inmitten des Altstadtkerns befindet sich das Gästehaus nicht nur in der Nähe zahlreicher historischer Sehenswürdigkeiten wie zum Beispiel der Krämerbrücke, dem Domplatz und dem Augustinerkloster, sondern auch unweit schöner Parks und der Gera in Erfurts „Klein Venedig“. Direkt neben dem Collegium Maius, das Hauptgebäude der alten Erfurter Universität, erbaut, wird es nun schon seit zwei Jahrzehnten zum zweiten Mal in der Geschichte zu universitären Zwecken genutzt.

Zur großen Arche Noah und Engelsburg
IBZ und Michaelisstraße
Eingangsportal IBZ

Errichtung des IBZs durch die Alexander von Humboldt-Stiftung

Eingangsportal_Tafel IBZ

Mit der Übergabe des Gebäudes im Oktober 2000 öffnete das 13. Internationale Begegnungszentrum in den neuen Bundesländern seine Türen. Errichtet wurden die Begegnungszentren von der Alexander von Humboldt-Stiftung, um den Wissenschaftlern und ihren Familien während ihres Forschungsaufenthaltes nicht nur eine angemessene Unterkunft zu bieten, sondern auch die Möglichkeit, vielfältige Kontakte zu Fachkollegen zu knüpfen. Bereits vor über 30 Jahren hatte die Stiftung ein Programm zur besseren Integration ausländischer Gäste entwickelt - prägen doch neben der Arbeit vor allem Eindrücke und Erlebnisse aus dem Alltagsleben das Bild, das die Gäste von Deutschland mit nach Hause nehmen. Die Wohnsituation ist dabei von gro´ßer Bedeutung.

Ein Blick in die Vergangenheit

Kellergewölbe

„Was Got beschert bleibt unerwert“. Dieser Spruch steht über dem Portal in der Michaelisstraße 38, dazu die Jahreszahl 1565. Doch die Geschichte des Hauses reicht weiter zurück, schon seit 1395 existiert der Name „Haus zur großen Arche Noah und Engelsburg“. Das Haus diente schon damals universitären Zwecken. Es war von 1392 bis 1395 Wohn- und Studienort des zweiten Rektors Amplonius Rattingk von Bercka.

130 Jahr später richtete der Drucker Melchior Sachse hier seine Werkstatt ein. Es erschienen 224 Schriften, auch so bedeutende wie Luthers Bibelübersetzung und die Nachdrucke der Straßburger Eulenspiegelausgabe. Durch Fleiß zu Wohlstand gelangt, ließ Sachse 1565 das Gebäude so um-, aus- und zum Teil neu bauen, wie es sich uns heute noch (bzw. wieder) in seiner äußeren Form präsentiert. Seit 1495 gehörte zum Besitz der Familie Sachse auch ein bis zum Breitstrom reichendes mehrgeschossiges Hintergebäude. Das im Winkel zur Furthmühlgasse gelegene Haus „Kleine Arche Noah“ gilt als Entstehungsort der 1515 und 1516 anonym veröffentlichten Spottverse Epistolae obscurorum virorum (Dunkelmännerbriefe).

Die jüngere Geschichte des Anwesens war weniger ruhmreich. Vorwiegend für Wohnzwecke genutzt, überstand es zwar den letzten Weltkrieg fast unbeschadet, doch der Bauzustand verschlechterte sich anschließend rapide. Bis zu 16 Mietparteien wohnten unter unzumutbaren hygienischen Bedingungen. Pläne, das Haus fachgerecht zu sanieren und neu zu nutzen, gab es viele, aber Geld- und Materialmangel verhinderten dies lange.

1996 übernahm die Alexander von Humboldt-Stiftung als Investor das Objekt. In den Jahren 1998 bis 2000 wurde das denkmalgeschützte Haus aufwändig saniert und zum Internationalen Begegnungszentrum Erfurt umgebaut. Am 02.10.2000 erfolgte die feierliche Einweihung und Übergabe an die Universität Erfurt.

 

Die Architektur des Hauses

Eingangsportal Frontansicht

Der Komplex „Haus zur großen Arche Noah und Engelsburg“ besteht aus einem dreigeschossigen Haupthaus und einem ausgebauten Dachgeschoss - es liegt traufseitig an der Michaelisstraße - und einem zweigeschossigen Hofgebäude längs der Furthmühlgasse. Das Haupthaus hat ein massives Erdgeschoss, darüber liegen zwei Geschosse aus verputztem Fachwerk mit teilweise sichtbaren Füllhölzern. Die historischen Keller, die sich unter dem Gebäude befinden, werden nur teilweise (z. B. für Haustechnik) genutzt. Ein hochwertig ausgebildeter Rundbogen sowie ein Kreuzgewölbe mit Gehrung sind hier besonders wertvoll. Seit 2000 zeigt sein Äußeres im Wesentlichen wieder die Gestalt, die ihm Melchior Sachse 1565 verliehen hatte. Das Erdgeschoss ist straßenseitig mit 30 cm starken Werksteinen verblendet. Die Hausstrecke ist besonders betont: Eine Rustikasäule mit Wulst und ionischem Kapitell markiert den Übergang zur Furthmühlgasse. Der Blickfang der Fassade ist das Eingangsportal aus Sandstein, das die über 400 Jahre erstaunlich gut überstanden hat. Es gehört heute mit zu den schönsten Renaissance-Portalen Erfurts: Die zweiflüglige Holztür wird überwölbt von einem Diamantquaderbogen, der auf Volutenkapitellen ruht. Mit männlichen Charakterköpfen bekrönen sie die Portalnischen (oft fälschlicherweise als Sitznischen bezeichnet). Rechts und links schließen sich kannelierte Säulen an, auf deren ionischen Kapitellen ein Zahnschnittgebälk ruht. In den Zwickeln befinden sich die Brustbilder von Christus und Paulus, den zwei Hauptstützen der Lutherischen Lehre. In dem von Delfinen flankierten Ädikulaaufsatz über dem Gebälk ließ Melchior Sachse d. J. das eigene Familienwappen und das seiner Frau Elisabeth - zwei gekreuzte Pfeile und zwei sich bäumende Schlangen - anbringen.